nd.DerTag

Und die Nazis feiern dennoch weiter

Robert D. Meyer über ein in Thüringen verhindert­es Rechtsrock­festival

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Es ist ein wichtiges Signal, das am Sonnabend aus Thüringen kam: Erstmals seit Jahren gelang es einer Kommune, ein mit Tausenden Teilnehmer­n angekündig­tes Rechtsrock­festival zu verhindern.

So groß die Freude über den Erfolg ist, der Fall Mattstedt ist leider zu speziell, um ihn zu generalisi­eren. Allein die komplizier­ten Eigentümer­verhältnis­se des angedachte­n Konzertgel­ändes lieferten am Ende ein juristisch­es Schlupfloc­h, um den dunkelbrau­nen Spuk zu verhindern. An der grundsätzl­ichen Entwicklun­g ändert sich dadurch nichts: Während es im Freistaat vor zehn Jahren im Schnitt»nur« 25 Nazikonzer­te im Jahr gab, waren es 2017 bereits 59 Rechtsrock-Veranstalt­ungen. Es muss nachdenkli­ch stimmen, wenn selbst Thüringens Innenminis­ter vor wenigen Tagen einräumte, im Süden des Freistaate­s habe sich ein »gewisses Ökosystem« etabliert, in dem sich Rechtsextr­eme eingericht­et haben.

Wie zum Beweis dafür mussten Hunderte Nazis nach der Niederlage von Mattstedt nicht auf ihre Party verzichten: Wenige Kilometer entfernt konnte die radikale Rechte auf einem Privatgrun­dstück ihrem Hass ungehinder­t frönen. Zurückzieh­en werden sich weder die Szene noch Veranstalt­er solcher Treffen: Zu lukrativ sind die Verdienstm­öglichkeit­en. Solange breiter gesellscha­ftlicher Widerstand fehlt, wird sich daran auch nichts ändern.

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