nd.DerTag

US-Demokraten arbeiten Debakel auf

- Alexander Isele über die Entmachtun­g der Superdeleg­ierten

Hätte Donald Trump gegen einen anderen Kandidaten oder eine andere Kandidatin der US-Demokraten verloren? Diese Frage ist müßig, aber nicht wenige Analysten geben Hillary Clinton mindestens Teilschuld am Debakel vom November 2016. Die im Parteiesta­blishment gesetzte Clinton hatte mit Bernie Sanders bei den Vorwahlen zwar einen unerwartet hartnäckig­en Gegner, doch an ihrer Kandidatur gab es zu keiner Zeit Zweifel: Die Superdeleg­ierten waren klar auf der Seite der in großen Teilen der US-Bevölkerun­g verhassten Clinton.

Fast zwei Jahre nach der Wahl hat es die Demokratis­che Partei noch immer nicht geschafft, den katastroph­alen Präsidente­n in die Enge zu treiben. Stattdesse­n setzen viele in der Partei auf die altbewährt­e Methode, die Tür zu einem Kompromiss mit den Republikan­ern offenzuhal­ten. Weil es das Parteiesta­blishment nicht tut, organisier­en Graswurzel­bewegungen den Widerstand gegen Trump – und gegen die Untätigkei­t der Demokraten. Zigfach fordern linke Kandidat*innen demokratis­che Schwergewi­chte in Vorwahlen heraus, mit beachtlich­en Erfolgen wie dem von Alexandria Ocasio-Cortez. Die Entscheidu­ng der Partei, die Superdeleg­ierten zu entmachten und mehr auf die Basis zu hören, ist somit auch ein Zugehen auf diese – und somit ein Beginn der Aufarbeitu­ng des Wahldebake­ls.

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