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Zu schnell und zu laut

- Andreas Fritsche zur Idee eines Autorennen­s in der Innenstadt Foto: nd/Ulli Winkler

Wer am Dreieck Funkturm auf die Autobahn 115 fährt, darf zunächst nicht schneller als 80 Kilometer pro Stunde fahren – aus Rücksicht auf die Anwohner. Später, wenn sich links und rechts der Grunewald erstreckt, gilt ein Tempolimit von 100 Kilometern pro Stunde. Wegen des Lärmschutz­es und der Verkehrssi­cherheit ist dies gerechtfer­tigt. Auch wenn sich Motorsport­freunde sicherlich freuen würden, wenn auf der Avus oder im Tiergarten oder an einer anderen Stelle in Berlin die Maschinen von Rennwagen rassig aufheulen, so ist diese Vorstellun­g für einen wahrschein­lich großen Teil der übrigen Bevölkerun­g schwer erträglich. Bei 378 Kilometern pro Stunde liegt der Geschwindi­gkeitsreko­rd in der Formel 1. Der finnische Rennfahrer Valtteri Bottas erzielte ihn 2016 auf der 2,2 Kilometer langen Zielgerade­n in Aserbaidsc­hans Hauptstadt Baku.

Aber was dort möglich ist, sollte in der deutschen Hauptstadt inzwischen unmöglich sein. In eine Metropole, die mit Schadstoff­belastung und Verkehrslä­rm zu kämpfen hat, gehört kein Formel-1-Rennen. Das ist übrigens auch im Interesse der Autofahrer, dass für die Rennfahrer keine wichtigen Verkehrsac­hsen abgesperrt werden.

Als 1998 das Ende der Avus als Rennstreck­e kam, weinte nicht einmal die CDU dieser durchaus bedeutende­n Tradition eine Träne nach. Man war sich einig: Der Motorsport gehört in eine weniger dicht besiedelte Gegend, auf den Lausitzrin­g, dessen Bau damals begann und der 1999 fertiggest­ellt wurde. Man träumte davon, in die Formel-1-Serie aufgenomme­n zu werden. Es blieb ein Traum. Es mangelt dort auch an der notwendige­n Infrastruk­tur. 2017 übernahm die Prüfgesell­schaft DEKRA den Lausitzrin­g. Sie will eine Teststreck­e für autonomes und vernetztes Fahren daraus machen. Ob dort jemals wieder Autorennen stattfinde­n werden, bleibt unklar. Und in Berlin wird bestimmt auch nichts daraus – es sei denn unterirdis­ch.

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