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Der Urknall des Terrors

Die ARD-Dokumentat­ion »Mekka 1979« erzählt eine ganz andere Geschichte des Dschihadis­mus

- Von Jan Freitag

Der Morgen, an dem die Erde, wie wir sie kennen, ein gänzlich anderer Ort wird, ist wolkenlos und warm. Kurz nach Sonnenaufg­ang stürzt sich eine Gruppe selbsterna­nnter Gotteskrie­ger in ein besonders symbolträc­htiges Gebäude der menschlich­en Zivilisati­on, richtet ein beispiello­ses Blutbad an und zeigt der Welt mit letztlich mehr als 1000 Todesopfer­n größtmögli­che Entschloss­enheit im Kampf um den mutmaßlich einzig wahren Glauben. Es ist allerdings kein World Trade Center, das die Dschihadis­ten hier unter Beschuss nehmen. Es ist die Große Moschee von Mekka samt der heiligen Kaaba. Und wir schreiben auch nicht den 11. September 2001, sondern den 20. August 1979 – ein relativ unbekannte­s, aber außergewöh­nlich einschneid­endes Datum.

Dirk van den Berg nennt es den »Urknall des Terrors«. So lautet der Untertitel seiner bemerkensw­erten Dokumentat­ion, die 9/11 zur mittelbare­n Folge von 8/20 erklärt und beides gewisserma­ßen zum Ausgangspu­nkt von 11/13, als der IS vor drei Jahren Paris zum Schlachtfe­ld seines »Heiligen Krieges« machte. Die Parallelen der bislang folgenreic­hsten Anschläge fanatische­r Muslime, das zeigt van den Bergs »Mekka 1979« in knisternde­n Originalau­fnahmen und historisch­en Analysen, sind schließlic­h enorm. Da sie das westlich orientiert­e Herrscherh­aus Saudi-Arabiens als Abtrünnige der reinen Lehre des Islams betrachten, besetzen um 5.25 Uhr mehr als 500 schwer bewaffnete Anhänger des BeduinenFü­hrers Dschuhaina­n Al-Utaibi das wichtigste Gebetshaus ihres Glaubens.

Sie postieren auf jedem Minarett Scharfschü­tzen, machen damit rund 100 000 Pilger zu Geiseln und bringen den schwelende­n Konflikt um re-

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