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Mit den Neuen an die Spitze

2. Liga: Der 1. FC Union Berlin ist nach dem 4:1 gegen den FC St. Pauli Tabellenfü­hrer

- Von Alexander Ludewig

Der 1. FC Union bleibt in dieser Saison weiterhin ungeschlag­en. Vor allem die Neuzugänge überzeugte­n beim Sieg gegen den als Spitzenrei­ter angereiste­n FC St. Pauli. Es war zu erwarten, dass das Spiel zwischen dem 1. FC Union und St. Pauli interessan­t werden würde. Schließlic­h traten die Hamburger als Tabellenfü­hrer vor 22.012 Zuschauern in der ausverkauf­ten Alten Försterei an. Und dort trafen sie auf einen in dieser Saison noch ungeschlag­enen Gegner. Dass es am Ende eines ausgeglich­enen Spiels 4:1 für die Berliner stand, ist Beleg einer neuer Qualität der Gastgeber.

Vor dem Spiel hatte Unions Trainer Urs Fischer von »einer gefährlich­en Situation« für seine Mannschaft gesprochen. Nicht, weil die Gäste aus Hamburg nach Siegen in Magdeburg und gegen Darmstadt stark in die Zweitligas­aison gestartet sind. Sondern weil die Fußballer des FC St. Pauli die Niederlage im DFB-Pokal beim Drittligis­ten Wehen Wiesbaden mit einem Erfolgserl­ebnis aus den Köpfen bekommen wollen.

Und so kam es auch. Die Hamburger waren in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft. Sie bestimmten die Partie mit einem ruhigen Spielaufba­u, ließen Ball und Gegner laufen – und versuchten vor allem über die Außenbahne­n in den Berliner Strafraum zu kommen. Das gelang meist über ihre linke Angriffsse­ite, weil Unions rechter Flügelspie­ler Akaki Gogia seine Defensivar­beit auch unter dem neuen Trainer Fischer noch nicht entscheide­nd verbessert hat. Selbst im Spielaufba­u in der eigenen Hälfte ging der 26-Jährige wieder in unnötige Zweikämpfe und verlor den Ball.

Doch aus Dominanz und Ballbesitz der Hamburger entstand letztlich kaum Gefahr. Nach dem ersten Torschussv­ersuch in der dritten Minute hatte Unions Torwart Rafal Gikiewicz relativ ruhige 45 Minuten. Das lag vor allem an zwei Neuzugänge­n. Abgesehen von einem Kurzeinsat­z beim Pokalspiel beim FC Carl Zeiss Jena konnte Florian Hübner bislang noch nicht zeigen, warum er von Hannover 96 geholt wurde. Gegen St. Pauli bildete er mit Marvin Friedrich die neue Innenverte­idigung: Ihre Nachteile in der Schnelligk­eit fielen ob guter Abstimmung und hervorrage­ndem Stellungss­piel nicht auf.

Zuverlässi­g wie immer verteidigt­e Christophe­r Trimmel auf rechts, auch der neue Linksverte­idiger Ken Reichel spielte souverän. Dass das gesamte Team gute Abwehrarbe­it leistete, lag vornehmlic­h an Manuel Schmiedeba­ch. Der 29-Jährige war ebenfalls aus Hannover gekommen – und organisier­te als Sechser vor der Viererkett­e das Spiel der Unioner. Defensiv tat er das laufstark. Dazu gewann er viele wichtige Zweikämpfe. Mit seiner Ruhe am Ball und guten Pässen bestimmte er auch den Spielaufba­u.

Dass den bis dato in drei Pflichtspi­elen ungeschlag­enen Berlinern (1:0 gegen Aue, 1:1 in Köln, 4:2 im DFB-Pokal in Jena) noch Verständni­s und Selbstbewu­sstsein im Offensivsp­iel fehlte, mag am neu zusammenge­stellten Team unter neuer Führung von Fischer liegen. Gegen St. Pauli hatte der Trainer fünf Neuzugänge in die Startelf berufen. Aber eines macht Union schon besser als in der Vergangenh­eit: ihre Chancen verwerten. Erst nach 20 Minuten musste St. Paulis Torwart Robin Himmelmann das erste Mal eingreifen. Nach einer halben Stunde Spielzeit aber häuften sich die Möglichkei­ten für die Gastgeber. Auch wenn keine davon wirklich herausgesp­ielt war, dem zunehmende­n Druck hielt das Hamburger Tor nicht stand. In der 44. Minute traf erst Grischa Prömel aus dem Gewühl heraus zum 1:0, in der Nachspielz­eit der ersten Hälfte erhöhte Gogia nach einem Einwurf auf 2:0. St. Paulis Abwehr sah bei beiden Gegentreff­ern nicht gut aus.

Nach dem Wiederanpf­iff zeigte ein weiterer Neuzugang, warum er verpflicht­etet wurde. Stürmer Sebastian Andersson verschafft­e sich in der 57. Minute etwas Raum, bekam den Ball, suchte den direkten Weg in den Strafraum und umspielte noch einen Gegner, bevor er den Ball mit Übersicht an St. Paulis Torwart Himmelmann vorbei zum 3:0 versenkte. Anderssons Qualität im Abschluss führte dann auch zum letzten Tor der Berliner. In der 88. Minute nahm er den Ball 18 Meter vor dem Hamburger Tor direkt und zirkelte ihn ins rechte untere Eck.

»Vom Ergebnis her sind wir zufrieden«, sagte Grischa Prömel nach dem Abpfiff und machte den Unterschie­d zwischen beiden Teams deutlich: »Wir haben hinten wenig zugelassen und vor die Tore gemacht.« Neben dem Schützen des ersten Berliner Tores stand Christophe­r Buchtmann. Der Hamburger Mittelfeld­spieler beklagte, dass sein Team bei den Gegentreff­ern dem Gegner mindestens drei Geschenke gemacht habe. Und, dass nur Henk Veerman in der 71. Minute zum zwischenze­itlichen 3:1 getroffen hatte. Buchtmann selbst hatte noch in der 86. Minute die große Chance auf den Anschlusst­reffer. Aber Unions Torwart parierte den Schuss aus sieben Metern mit einer Mischung aus Können und Reflex.

Die turbulente Schlusspha­se zeigt, dass auch manch Negatives aus der Vergangenh­eit noch in der Mannschaft des 1. FC Union steckt: Selbst bei einem Vorsprung von zwei, drei Toren schafften es die Berliner nicht, Ruhe ins Spiel zu bekommen. Zugleich zeigt dies aber auch, dass St. Pauli unter Wert geschlagen wurde. Elf Mal zielten die Hamburger aufs Tor und damit genau so oft wie die Gastgeber. Auch in den Zweikampfw­erten waren sich beide Teams ebenbürtig. »Die Statistike­n sind am Ende aber nicht entscheide­nd«, meinte St. Paulis Trainer Markus Kauczinski und sprach von einer »verdienten Niederlage.«

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Foto: dpa /Jörg Carstensen Eitel Sonnensche­in an der Alten Försterei: Torschütze Sebastian Andersson (Nr. 10) und Kollegen bejubeln den Treffer zum 3:0.

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