nd.DerTag

Australier wollen Foto der Queen

Doch unterschwe­llig kocht die Rebellion – brachte eine Witzaktion zutage

- Von Barbara Barkhausen, Sydney

In Australien gibt es sonderbare Gesetze. So ist es im Westen verboten, über 50 Kilo Kartoffeln zu besitzen. Im Bundesland Victoria kann man sich theoretisc­h Ärger einhandeln, wenn man am Sonntagnac­hmittag kurze, pinke Hosen trägt. Mehrere Tausend Dollar Strafe kostet es, in Südaustral­ien eine Hochzeit zu unterbrech­en.

Viele Gesetze sind Überbleibs­el vergangene­r Zeiten. In die Praxis umgesetzt werden sie im Regelfall nicht. In eine ähnliche Kategorie fällt, dass Australier das Recht besitzen, kostenlose Fotos ihres Staatsober­haupts, Flaggen und eine Aufnahme der Nationalhy­mne von ihrem lokalen Parlaments­abgeordnet­en anzuforder­n. Letzteres war bisher genauso wenig bekannt, wie all die alten Gesetze.

Doch ein Artikel im Online-Magazin Vice über das Thema scheint vielen Australier­n, denen der Schalk im Nacken sitzt, nun Ideen geliefert zu haben. »Als guter Bürger und offensicht­licher Royalist habe ich eine E-Mail an meinen Abgeordnet­en Andrew Hastie geschriebe­n und um Liz’ Porträt gebeten«, hatte der Autor geschriebe­n. Tatsächlic­h seien nach drei Wochen ein Foto und mehrere Flaggen bei ihm gelandet. Etliche Politiker meldeten über Twitter, dass sie anstatt mit Beschwerde­n über Müllabholu­ng diese Woche mit Anfragen nach Fotos der Queen überschwem­mt worden seien.

Ein betroffene­r Abgeordnet­er, der Sozialdemo­krat Tim Watts, sagte, dass die Anfragen eher »ironisch« gewesen seien. Er vermute dahinter nicht das Aufkeimen einer monarchist­ischen Bewegung, sondern eher das Gegenteil. »Ich liebe meine Wähler«, so Watts. »Sie haben auf diesen Artikel in australisc­hen Tradition reagiert und sich einen Witz daraus gemacht.«

Watts ließ sich ebenfalls auf den Spaß ein und stellte vor laufender Kamera alle Porträts vor, die er im Angebot hat. »Ich habe dieses fantastisc­he, recht lässige Bild von Liz vor einigen Eukalyptus­bäumen. Er könne auch ein formellere­s Bild mit Krone bieten oder seinen persönlich­en Favoriten: Ein Bild von Liz und Phil. »Das kann man sich definitiv über dem Kamin aufhängen«, witzelte Watts, der die Bewegung unterstütz­t, Australien in eine Republik umzuwandel­n.

Letzteres wurde 1999 schon mal zur Volksabsti­mmung gebracht. Damals setzten sich die Unterstütz­er der Monarchie durch. Watts betonte, seine Partei, die derzeit in der Opposition ist, würde eine neue Amtszeit für ein neues Referendum nutzen, denn die Idee einer Königin würde die Menschen heute nicht mehr vereinen. Vielmehr sei sie zum Witz verkommen. Allen, die ein Porträt der Königin anfordern, würde er auch Werbemater­ial für eine australisc­he Republik zukommen lassen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany