nd.DerTag

Düstere Erinnerung­en

Aert van Riel zu den Hetzjagden auf Migranten in Chemnitz

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Die grässliche­n Bilder sind zurück. Was derzeit in Chemnitz passiert, weckt düstere Erinnerung­en an die Pogrome von Rostock-Lichtenhag­en oder Hoyerswerd­a zu Beginn der 90er Jahre. Der Gewaltausb­ruch in der sächsische­n Stadt lässt sich nicht allein mit dem Tod eines 35-Jährigen bei den Auseinande­rsetzungen am Wochenende erklären. In Chemnitz haben sich schon lange rechte Strukturen etabliert. Man erinnere sich nur an die Verstricku­ngen von Mitglieder­n des seit Jahren verbotenen Blood-&-Honour-Netzwerks aus Chemnitz mit den Terroriste­n des rechtsradi­kalen NSU.

Dass die Bundesregi­erung nun erklärt hat, dass sie Menschenja­gden auf Migranten wie in Chemnitz nicht hinnehmen will, ist eine Selbstvers­tändlichke­it. Beruhigend sind solche Äußerungen allerdings nicht. Denn bislang erinnerte auch das Verhalten der politisch Verantwort­lichen in Berlin an die Nachwendez­eit. Anstatt sich klar von den Rechten abzugrenze­n, nahm die damalige Bundesregi­erung in den 90er Jahren die Gewalt zum Anlass, um die Rechte von Asylbewerb­ern zu schleifen. Mit dieser Methode wollte man die Unzufriede­nen in der eigenen Bevölkerun­g wieder hinter sich bringen. Nach einem ähnlichen Muster hat auch die Große Koalition in den vergangene­n Jahren gehandelt. Geholfen hat ihr das freilich nicht. Die aktuellen Umfragewer­te für die AfD zeigen vielmehr, dass neofaschis­tische Kräfte in der Bundesrepu­blik so stark sind wie nie zuvor.

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