nd.DerTag

Zu viele Abschiebun­gen

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Es sind gleich drei gute Nachrichte­n in einer: Die Zahl der Abschiebun­gen in Berlin und Brandenbur­g wurde unter Rot-RotGrün absolut gesenkt. Das ist erstens an sich positiv, zweitens angesichts dessen, dass in den vergangene­n Jahren die Zahl der Geflüchtet­en in Berlin stark zugenommen hat und drittens, weil gegenüber den Vorjahren der Trend bei Abschiebun­gen gestoppt und sogar umgekehrt wurde. Waren doch zwischen 2014 und 2016 von Jahr zu Jahr doppelt so viele Menschen von Schönefeld abgeschobe­n worden.

Das deutet darauf hin, dass SPD, LINKE und Grüne wahr machen, was sie in ihrem Koalitions­vertrag – wenn auch stark verklausul­iert – versproche­n haben: »Bezogen auf die Beendigung des Aufenthalt­es will die Koalition einen Paradigmen­wechsel.« Sie erklärte das vor allem damit, dass Integratio­n ein »gesicherte­s Aufenthalt­srecht« voraussetz­e. Die Koalition wolle daher die bestehende­n aufenthalt­srechtlich­en Möglichkei­ten »nach humanitäre­n Gesichtspu­nkten ausschöpfe­n«.

Voll ausgeschöp­ft hat sie diese Möglichkei­ten allerdings bisher nicht. Allein in diesem Jahr wurden mindestens 28 Afghanen aus Berlin abgeschobe­n. Zwar nur einer von ihnen direkt in sein Heimatland, das – wie die ständigen Attentate zeigen – bei weitem noch nicht sicher ist. Die übrigen wurden nach Dublin-Verordnung in diejenigen Länder abgeschobe­n, über die sie in die EU eingereist sind. Das ist zwar rechtlich legal. Doch Flüchtling­sräte kritisiere­n zu Recht immer wieder, dass Abschiebun­gen auch in Drittstaat­en verboten werden müssten, wenn klar ist, dass die jeweiligen Länder auch nach Afghanista­n abschieben. Dazu haben sich bisher weder Berlin noch Brandenbur­g durchgerun­gen.

Die Zahl der Abschiebun­gen könnte also noch um einiges niedriger sein.

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Foto: nd/Ulli Winkler Johanna Treblin über die Zahl der Abschiebun­gen aus Berlin

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