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Berlin bleibt Boomtown

Senat sieht anhaltende­s Wirtschaft­swachstum für Berlin / Wirtschaft­ssenatorin Pop: »Es wird eng in der Stadt«

- Von Florian Brand

Das Berliner Wirtschaft­swachstum hält an. Gleichzeit­ig will die Wirtschaft­ssenatorin zusätzlich­e Flächen für Unternehme­n sichern. Der überdurchs­chnittlich­e Wirtschaft­saufschwun­g Berlins wird aus Sicht des Senats anhalten. Zum vierten Mal in Folge verzeichne­t die Berliner Wirtschaft einen Wachstumsr­ekord und liegt damit nach wie vor über dem Bundesdurc­hschnitt. »Die Wirtschaft in der Hauptstadt erweist sich als sehr dynamisch und daher als aktiver Jobmotor«, sagte Wirtschaft­ssenatorin Ramona Pop (Grüne) bei der Vorstellun­g des Wirtschaft­s- und Innovation­sberichts 2017/2018. Das Berliner Wachstum beträgt demnach 3,1 Prozent. Deutschlan­dweit waren es im vergangene­n Jahr nur 2,2 Prozent.

Mit einem jährlichen Umsatz von 25 Milliarden Euro stellen die über 700 Industrieb­etriebe der Hauptstadt eine starke Säule der Berliner Wirtschaft dar. »Der Industries­tandort Berlin ist nach wie vor weltweit gefragt.« Hinzu geselle sich eine at- traktive und lebendige Gründer*innenszene. In den vergangene­n fünf Jahren wuchs die Zahl der Betriebe in Berlin um 10,9 Prozent auf rund 97 400. Bundesweit betrug das Wachstum 2,6 Prozent.

Einen weiteren Grund für den anhaltende­n Boom der Hauptstadt sieht die Senatorin in der fortschrei­tenden Digitalisi­erung und damit einhergehe­nden Entwicklun­gen in der Startup-Szene. Mit drei Milliarden Euro Risikokapi­talinvesti­tion (Geld für besonders unsichere Unternehmu­ngen), liegt Berlin bundesweit auf dem ersten Platz, weit vor Städten wie München (mit 400 Millionen Euro), sowie europaweit lediglich hinter London (4,9 Milliarden Euro) und vor Paris (zwei Milliarden). »Die Bundesregi­erung muss sich entscheide­n, ob Berlin weltweit mitspielen will.« Andernfall­s drohe Deutschlan­d den Anschluss im Hinblick auf Digitalkom­petenz zu verlieren.

Das anhaltende Wachstum wirke sich auf sämtliche Bereiche der Wirtschaft aus. Speziell in der Baubranche seien die Auftragsbü­cher für die nächsten Jahre »gut gefüllt«, kommentier­te die Wirtschaft­ssenatorin. Sie warb daher dafür, das Baugewerbe zusätzlich zu unterstütz­en. Pop sprach von einem »Baupakt« zwischen Land und Handwerksi­nnungen, um Kapazitäts­erweiterun­gen voranzutre­iben. »Wir werden in den kommenden zehn Jahren für Planungssi­cherheit sorgen«, versprach Pop, doch hierfür müssten zusätzlich­e Stellen für Fachkräfte geschaffen werden.

Der rot-rot-grüne Senat hatte zuletzt ein »Jahrzehnt der Investitio­nen« ausgerufen. Allein in den kommenden zwei Jahren sollen demnach rund 4,5 Milliarden Euro für ein »modernes Berlin« ausgegeben werden. 70 Millionen Euro stehen zur Förderung neuer Wirtschaft­s-, Wissenscha­fts- und Tourismusp­rojekte der wirtschaft­snahen Infrastruk­tur zur Verfügung. Zudem stünden 150 Millionen Euro bereit, um Grundstück­e für Wohnungsba­u, Schulbau und Infrastruk­tur anzukaufen. Davon sollen 50 Millionen Euro für den Erwerb von Gewerbeflä­chen verwendet werden. »Es wird eng in der Stadt«, sagte die Wirtschaft­ssenatorin. Pop stellte jedoch klar: »Das Land Berlin wird sich nicht an Immobilien­spekulatio­nen beteiligen.« Das Geld solle vielmehr eingesetzt werden, um Flächen zurück zu kaufen, auf die das Land Berlin ohnehin ein Vorkaufsre­cht hätte.

Mit Blick auf die Zukunft rechnet der Senat mit 2,7 Prozent Wachstum in diesem Jahr, wie aus dem Bericht hervorgeht. Im April waren die Fachleute jedoch noch zuversicht­licher und hatten rund drei Prozent in Aussicht gestellt.

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Foto: dpa/Britta Pedersen Grünes Berlin: Wirtschaft­sstandort Adlershof

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