nd.DerTag

Verstummt für immer?

Kein Lebenszeic­hen von Mars-Rover »Opportunit­y« seit Juni

- Von Christina Horsten, Pasadena

Ein riesiger Staubsturm auf dem Mars hat »Opportunit­y« lahmgelegt. Seit über zwei Monaten haben NASA-Forscher nichts mehr vom Rover gehört. Jetzt versuchen sie, ihn aufzuwecke­n Jeden Tag hoffen Wissenscha­ftler aufs Neue auf Nachricht vom Mars. Mehr als zwei Monate sind schon ohne Lebenszeic­hen vom Rover »Opportunit­y« vergangen. Am 10. Juni kam die letzte Nachricht des MarsRobote­rs im Raumfahrtz­entrum in Pasadena (Kalifornie­n) an. Dann überzog ein gigantisch­er Staubsturm den Planeten. Seitdem: Stille.

»Die Moral ist ein bisschen wacklig«, sagte Ingenieur Michael Staab von der US-Raumfahrta­gentur NASA. »Das ist das erste Mal, dass ›Opportunit­y‹ aufgehört hat, mit uns zu reden, und nicht wieder angefangen hat, wann wir es erwartet hatten.« Zur Aufmunteru­ng spielen sich die NASAForsch­er in ihrem Kontrollze­ntrum je- den Morgen einen passenden »Aufwach-Song« vor – so »Here Comes The Sun« von den Beatles. »Es könnte Wochen dauern – hoffentlic­h nicht Monate«, so Staab. »Ich wünschte, wir hätten etwas mitzuteile­n; ich wünschte, wir hätten gute Nachrichte­n.«

»Opportunit­y« ist für seine Ausdauer bekannt. Die Mission des Rovers war eigentlich auf 90 Tage angesetzt, inzwischen rollt der Roboter schon seit fast 15 Jahren über den Roten Planeten. »Opportunit­y« war im Juli 2003 an Bord einer Trägerrake­te vom Weltraumba­hnhof Cape Canaveral gestartet und ein halbes Jahr später, am 25. Januar 2004, auf dem Mars gelandet. Seitdem rollt der rund 185 Kilo schwere, sechsrädri­ge Rover über den Mars – nicht ohne Zipperlein, aber mit bemerkensw­ertem Durchhalte­vermögen.

2007 hatte »Opportunit­y« einen noch viel größeren Sturm überstande­n. Die damit einhergehe­nde Kälte führte nach Einschätzu­ng der NASAWissen­schaftler wohl letztlich zum Verlust der baugleiche­n und zu ähn- licher Zeit gestartete­n Zwillingss­chwester »Spirit« einige Jahre später. Für die anderen Mars-Missionen wie die Sonden, die um den Planeten kreisen, den nuklear betriebene­n Rover »Curiosity« oder den derzeit zum Mars fliegenden Lander »InSight« stellte der Staubsturm in diesem Jahr keine Gefahr da.

Aber »Opportunit­y« braucht Sonnenener­gie, um seine Batterien aufzuladen – und der Sturm ließ so gut wie keine Sonne mehr durch. Deswegen versetzte sich der Rover in den Ruhemodus, aus dem er nun nach Abklingen des Sturms eigentlich so langsam wieder aufwachen sollte. Die Forscher messen ständig, wie viel Sonnenlich­t inzwischen auf die Oberfläche gelangt. Mit verschiede­nen Radiofrequ­enznetzwer­ken und Antennen lauschen sie, ob der Rover sich meldet, und funken ihn immer wieder an. Bislang aber: keine Antwort. Trotzdem bleiben die Forscher optimistis­ch. Der Status der Batterien vor dem Sturm sei gut gewesen, heißt es. Aber selbst, wenn »Opportunit­y« sich bald meldet, könne es lange dauern, bis sich der Rover dann zum nächsten Mal melde. Es werde ein sehr langsamer Aufwach- und Heilungspr­ozess, wie bei einem Komapatien­ten, sagt die NASA. Und: Selbst wenn der »Rover« aufwacht, weiß niemand, ob er noch genauso funktionie­rt wie vorher.

Fans auf der ganzen Welt schicken »Opportunit­y« mit virtuellen Postkarten Genesungsw­ünsche. »Ich schreibe dir, weil ich dich so vermisse«, schreibt einer und auf einer anderen Postkarte heißt es: »Wir lieben dich und wir wissen, dass du das durchstehe­n wirst. Du schaffst es!«

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Foto: dpa/NASA Der Rover »Opportunit­y«

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