nd.DerTag

Zu viel gelogen

René Heilig bezweifelt, dass die Bundesregi­erung den Fall Amri aufklären will

-

Frage: »Wurden im Umfeld Anis Amris in welchem Zeitraum V-Leute des BfV eingesetzt?« Antwort: »Im Umfeld des AMRI wurden keine V-Leute des BfV eingesetzt.« So kann man es nachlesen in der Antwort der Regierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen vom Januar 2017. Doch die Auskunft ist offenbar falsch. Das Bundesamt für Verfassung­sschutz hatte eine seiner Berliner Quellen sehr wohl zum späteren Weihnachts­markt-Attentäter befragt. Und dieser V-Mann war danach weiter im Umfeld Amris aktiv.

Wie kam es zu der zweifelhaf­ten Auskunft? Wurde das Kanzleramt falsch informiert von seinem Inlandsgeh­eimdienst? Oder einigte man sich gemeinsam auf dreistes Lügen? So oder so – es müssen Konsequenz­en gezogen werden. Eine lautet: Der zuständige parlamenta­rische Untersuchu­ngsausschu­ss, dessen Mitglieder demnächst wieder aus dem Sommerloch auftauchen werden, muss vorbehaltl­os über alle Amri-Innereien informiert werden. Schon damit die Abgeordnet­en in die richtige Richtung recherchie­ren. Ob sie dabei wohl bei einer Auslandsop­eration des BND oder dessen Lohnarbeit für befreundet­e Dienste Richtung IS landen? Denn es ist schon extrem auffällig, an welch bundesweit langer Leine man den als Gefährder identifizi­erten und auch sonst höchst kriminelle­n Amri laufen ließ. Aber vielleicht hat sich ja längst alles – wie gehabt – in Konfetti aufgelöst.

Newspapers in German

Newspapers from Germany