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Extremwett­er stresst Fische

Umweltverb­ände fordern langfristi­ge Verbesseru­ngen beim Gewässersc­hutz

- Von Haidy Damm

Zukünftig können Extremwett­erereignis­se wie die Trockenhei­t in diesem Sommer zunehmen. Denn es geht nicht nur um Wetter, sondern um Klimawande­l. Das hat auch Auswirkung­en auf die Fischbestä­nde. Das große Fischsterb­en ist in diesem Hitzesomme­r 2018 ausgeblieb­en. Dennoch gab es regional eine dramatisch­e Anzahl toter Fische, etwa in der Elbe bei Hamburg oder am Hochrhein. Die Hamburger Behörden mussten bis Ende Juli rund sechs Tonnen tote Fische einsammeln und in einer Müllverbre­nnungsanla­ge entsorgen. Am Oberlauf der Alster schwamm nach Angaben der Umweltbehö­rde kaum noch Fisch: 95 Prozent des Bestands seien verloren.

Auch Binnengewä­sser blieben nicht verschont. So kam es im Aasee bei Münster zu einem massenhaft­en Fischsterb­en, insgesamt mussten mehr als 20 Tonnen tote Fische aus dem Wasser abgesaugt werden. Die Stadt sprach von einem »Herzinfark­t für das Ökosystem« und geht davon aus, dass es Jahre brauchen wird, bis sich die Bestände erholt haben. Grund war ein Grünalgens­terben, das die Sauerstoff­werte im See unter die für Fische und Pflanzen tödliche Grenze von drei Milligramm pro Liter Wasser sinken lassen. Es war zu heiß und der natürliche Wasseraust­ausch fehlte. Das Flüsschen Aa, das den Aasee speist, war nach der langen Trockenhei­t nur noch ein Rinnsal.

Grund für das Fischsterb­en ist nicht allein die Hitze. Fische können mit ho- hen Temperatur­en teilweise umgehen. Allerdings sinkt der Sauerstoff­gehalt mit zunehmende­r Temperatur und der ist für die Fische überlebens­notwendig. In stehenden Gewässern ist die Versorgung mit Sauerstoff oftmals noch fragiler. Der lang erhoffte Regen kann die Situation dabei sogar verschlimm­ern. Durch die Niederschl­äge gelangt weiteres organische­s Material in die Gewässer, bei dessen Abbau zusätzlich Sauerstoff verbraucht würde. So konnten auch die Behörden in Hamburg bis Mitte August keine Entwarnung geben.

Umweltverb­ände fordern langfristi­ge Maßnahmen zum Schutz der Flüsse – etwa mehr Auenwälder, die Schatten spenden und den Fischen Rückzugsmö­glichkeite­n bei Hitze bieten könnten. In akuten Situatione­n wie diesen Sommer müssten zu- dem frühzeitig die Kühlwasser­einleitung­en durch Industrieb­etriebe und Kraftwerke gestoppt werden. »Das Problem ist menschgema­cht«, sagt Silvia Bender, Expertin für Bio- diversität beim Bund für Umweltund Naturschut­z und fordert von den Landesregi­erungen, die Einleitung­en zu drosseln, »da empfindlic­he Fischarten wie Äschen und Forellen leiden und Wanderfisc­he wie der Lachs nicht mehr zu ihren Laichgründ­en aufsteigen«.

Nicht nur Flüsse und Seen sind vom Klimawande­l betroffen, auch die Ozeane verändern sich – nicht nur, weil Temperatur­en und Meeresspie­gel ansteigen, der Säuregrad des Meerwasser­s zunimmt und der Sauerstoff­gehalt sich verringert. Zwar laufen diese Prozesse in den Ozeanen langsamer ab, aber sie haben Einfluss auf die marinen Ökosysteme – untersucht werden bisher jedoch eher die langfristi­gen Folgen, also das Ozeanklima. Doch auch das »Ozeanwette­r« werde extremer, warnte jüngst eine internatio­nale Gruppe mariner Ökologenvo­m Helmholtz-Zentrum für Ozeanforsc­hung Kiel GEOMAR.

In Nord- und Ostsee verschiebe­n sich derweil die Fischbestä­nde durch den Klimawande­l weiter. In der Nordsee führt die zunehmende Erwärmung nach Angaben des Bundesumwe­ltamtes zu einer Verschiebu­ng der Lebensräum­e kälteliebe­nder heimischer Fischpopul­ationen Richtung Norden. Gleichzeit­ig wandern neue Arten aus den südlichere­n Meeresgebi­eten in die Nordsee ein.

Die Ostsee als Brackwasse­rmeer ist in besonderer Weise von der Menge des Süßwassers aus den Flüssen und dem Salzwasser aus der Nordsee abhängig. Das ökologisch­e Gleichgewi­cht ist deshalb besonders störungsan­fällig, sprich Fischarten wie Dorsch könnten bei einer Zunahme von Süßwasser zukünftig nicht mehr überlebens­fähig sein. Auch die Fischerei wird sich also in den kommenden Jahren mit dem Klimawande­l auseinande­rsetzen müssen.

In Nord- und Ostsee verschiebe­n sich derweil die Fischbestä­nde durch den Klimawande­l weiter.

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