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Das Winterhalb­jahr beginnt

Sonne, Mond und Sterne im September

- Von Hans-Ulrich Keller, Stuttgart

Im September überschrei­tet die Sonne den Himmelsäqu­ator in südlicher Richtung – mit der HerbstTagu­ndnachtgle­iche beginnt das Winterhalb­jahr. Dominieren­der Planet am Firmament ist der Mars. Anfang September leuchten vier Planeten am Nachthimme­l – im Lauf des Monats ziehen sich die meisten immer früher zurück. Vorher läuft Venus, der hellste Stern am irdischen Firmament, zur Hochform auf: Am 21. September erreicht sie ihre größte Helligkeit. Mit Einbruch der Dämmerung leuchtet der Abendstern im Südwesten auf. Doch er verkürzt seine Abendsicht­barkeit drastisch: Am Monatsende wird er unbeobacht­bar. Im Fernrohr zeigt unser innerer Nachbarpla­net eine Sichel, die größer und schmaler wird. Schon Galileo Galilei hat mit seinem selbst gefertigte­n Teleskop die Sichelgest­alt der Venus er- kannt. Ein wenig östlich von Venus sieht man Jupiter. Doch der König der Planeten mit seinen 79 Monden zieht sich allmählich von der abendliche­n Himmelsbüh­ne zurück. Ende September geht Jupiter kurz nach Ende der Dämmerung unter. Nach Untergang von Venus und Jupiter bleibt Mars dominieren­des Objekt am Nachthimme­l, obwohl seine Helligkeit deutlich abnimmt. Die Erde entfernt sich vom Mars, den sie Ende Juli auf der Innenbahn überholt hat. Dabei kam sie dem äußeren Nachbarn auf 58 Millionen Kilometer nahe – die geringste Entfernung seit August 2003. Bis Ende September wächst die Distanz auf 89 Millionen Kilometer.

Saturn im Sternbild Schütze ist am Abendhimme­l über dem Südhorizon­t zu sehen. Er ist der Planet der ersten Nachthälft­e. Anfang September verabschie­det er sich eine Stunde nach Mitternach­t, am Ende sinkt er eine Stunde vor Mitternach­t unter den Südwesthor­izont. Merkur kann in der ersten Septemberw­oche in der Morgendämm­erung tief am Osthimmel erspäht werden.

Neptun ist wegen seiner großen Sonnenentf­ernung so lichtschwa­ch, dass man ihn nur mit einem guten Fernglas oder Teleskop sehen kann. Der Planet im Sternbild Wassermann steht der Sonne am 7. genau gegenüber – von der Erde aus betrachtet. Er geht somit abends im Osten auf und morgens im Westen unter. Neptun ist der sonnenfern­ste Planet. Er ist dreißig Mal weiter von der Sonne entfernt als die Erde. Für einen Sonnenumla­uf benötigt er 165 Jahre.

Entdeckt wurde der Planet des Meeresgott­es am Schreibtis­ch. Aufgrund von Störungen der Uranusbahn berechnete­n der Engländer John C. Adams und der Franzose Urbain J. Leverrier den Ort eines hypothetis­chen Planeten, dessen Masse auf Uranus wirkt. Leverrier sandte sein Ergebnis an die Berliner Sternwarte. Die Depesche traf am 23. September 1846 ein. Noch am gleichen Abend entdeckten Johann G. Galle und sein Assistent Heinrich D’Arrest den Planeten nahe dem vorausbere­chneten Ort im Sternbild Wassermann. Inzwischen hat Neptun einmal den Tierkreis durchlaufe­n und befindet sich wieder im Sternbild Wassermann.

Neptuns Durchmesse­r ist viermal größer als der der Erde. In 16 Stunden dreht sich der Planet um seine Achse. Eine dichte Atmosphäre aus Wasserstof­f, Helium, Methan und Ammoniak hüllt ihn ein. Im August 1989 flog Voyager 2 knapp an Neptun vorbei und sandte Bilder des bläulichen Planeten zur Erde. Neben hellen Zirren ist auf ihm ein großer, dunkler Fleck zu erkennen, ein Zyklon in der stürmische­n Lufthülle. Der Wind bläst in der minus 190 Grad Celsius eisigen Luft mit 1100 km/h. Zur diesjährig­en Opposition trennen Neptun 4328 Millionen Kilometer von der Erde. Das Neptunlich­t ist somit vier Stunden zu uns unterwegs.

Der abnehmende Mond wandert in der Nacht vom 2. auf 3. September im Sternbild Stier vorbei und begegnet dessen hellstem Stern Aldebaran. Der Mond ist erst in der zweiten Nachthälft­e zu sehen. Am 9. tritt 20.01 Uhr die Neumondpha­se ein. Tags zuvor kommt der Mond morgens mit 361 350 Kilometer in Erdnähe, am 20. hält er sich mit 404 880 Kilometer Distanz in Erdferne auf.

Noch herrschen die Sommerster­nbilder am Abendhimme­l. Gegenüber dem Vormonat hat sich der Anblick des Fixsternhi­mmels nicht sehr verändert. Vom Sommerdrei­eck steht Deneb fast im Zenit, Wega und Atair haben die Mittagslin­ie passiert. Weit im Westen funkelt Arktur im Bootes. Im Südwesten schickt sich der Schütze an, die Himmelsbüh­ne zu verlassen. Der Steinbock steht im Süden. In ihm leuchtet auffällig der helle Mars. Tief im Südosten flackert Fomalhaut, hellster Stern im Bild Südlicher Fisch.

Der Pegasus steht hoch im Osten. Der Rumpf des geflügelte­n Pferdes wird durch ein großes Sternenqua­drat markiert – das Herbstvier­eck. Im Osten hat sich das kleine, aber gut er- kennbare Sternbild Widder emporgesch­wungen. Der Große Wagen ist nach Nordwesten herabgesun­ken, im Nordosten steigt das Himmels-W, die Königin Kassiopeia, empor. Zwischen Großem Wagen und dem polnahen Kleinen Wagen schlängelt sich der Drache hindurch. Das Sternbild Drache besteht nur aus lichtschwa­chen Sternen, ist aber sehr ausgedehnt. Als zirkumpola­res Sternbild ist der Drache in jeder klaren Nacht zu sehen. Der Sage nach ist das der babylonisc­he Drachen, der den Polarstern bewacht. Er umrundet den Polarstern und begibt sich nie zur Ruhe.

Die Sonne wechselt am 17. am frühen Morgen vom Sternbild Löwe in die Jungfrau. Am 23. überschrei­tet sie 3.45 Uhr den Himmelsäqu­ator in südlicher Richtung. Tag- und Nachtbogen der Sonne sind an dem Tag gleich groß. Mit der Herbst-Tagundnach­tgleiche beginnt das Winterhalb­jahr. Der Herbstpunk­t ist der Anfang des Tierkreisz­eichens Waage.

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Foto: dpa/Daniel Reinhardt
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Abb.: dpa Himmelsanb­lick am 15. September um 23 Uhr
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Abb.: dpa/Kosmos Himmelsjah­r Anblick des Südhimmels gegen 22 Uhr. Knapp über dem Horizont stehen die Planeten Saturn und Mars. Am 19. September gesellt sich der zunehmende Mond zu Mars.

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