nd.DerTag

Blinken in die falsche Richtung

Stephan Fischer über zweifelhaf­te Äußerungen aus der FDP

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Aus der FDP kommen in letzter Zeit fragwürdig­e Äußerungen: erst Christian Lindners Geschichte aus der Warteschla­nge beim Bäcker, dann in dieser Woche die Gleichsetz­ung von Faschisten und Antifaschi­sten durch Sebastian Czaja, zuletzt haut Wolfgang Kubicki noch einen raus, indem er das Merkelsche Diktum vom »Wir schaffen das« als Wurzel für die rechten Exzesse in Chemnitz ausmacht. Die FDP blinkt derzeit eindeutig nach rechts.

Dabei spricht Kubicki durchaus eine treffende Problemati­k an – auch wenn die Kausalität, die er aufzeigen möchte, natürlich so nicht vorliegt: Für die rechtsextr­emen Exzesse waren zuvorderst die Rechtsextr­emen verantwort­lich, die nur auf einen Anlass warteten. Aber trotzdem war das »Wir schaffen das« problemati­sch, wenn auch ganz anders als wahrschein­lich von Kubicki gemeint. Denn das »Wir«, von dem damals die Rede war – wer sollte das eigentlich sein? Die Bundesregi­erung, der Staat und seine Institutio­nen waren es nicht, »das« zu »schaffen« erledigte die Zivilgesel­lschaft, deren zahlreiche Protagonis­ten in Zeiten zunehmende­n Rechtsruck­s von ebenjenem Staat bis hin zur Kriminalis­ierung gegängelt werden. Und so ein gesamtgese­llschaftli­ches »Wir« – das steht doch geradezu im Widerspruc­h zu einer FDP, deren jetzige Protagonis­ten zu glauben scheinen, dass an jeden gedacht ist, wenn nur jeder an sich denkt.

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