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Bombenbast­ler ohne politische Motive

Die Ermittlung­en zu Sprengstof­ffunden in Thüringen stehen kurz vor dem Abschluss

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Die Opposition im Thüringer Landtag aus CDU und AfD wollte die Sprengstof­ffunde vom März für sich ausschlach­ten. Doch der Verdacht des »Linksterro­rismus« konnte nicht bestätigt werden.

Erfurt. Die Sprengstof­ffunde von Rudolstadt und Uhlstädt-Kirchhasel (Landkreis Saalfeld-Rudolstadt) im März dieses Jahres haben offensicht­lich keinen politische­n Hintergrun­d. Die Ermittlung­en dazu stünden kurz vor ihrem Abschluss, erklärte der Leiter der Staatsanwa­ltschaft Gera, Thomas Villwock, am Mittwoch gegenüber dem Evangelisc­hen Pressedien­st (epd). Bisher habe sich der Verdacht auf mögliche politische Motive nicht bestätigt. Das gehe auch aus dem internen Abschlussb­ericht des Landeskrim­inalamtes (LKA) hervor, meldete der MDR Thüringen.

Den Ermittlern zufolge sei es den beiden Beschuldig­ten um Spaß beim Herstellen und Zünden von Sprengkörp­ern gegangen. Das LKA habe keine Hinweise darauf, dass die Männer »die sichergest­ellten Sprengmitt­el und Chemikalie­n in der Absicht verwenden wollten, Menschen zu verletzen oder erhebliche Sachschäde­n herbeizufü­hren«, zitiert der Sender in Erfurt aus dem Papier. Die Behörde selbst äußerte sich nicht.

Im März 2018 hatten Polizisten bei Razzien in mehreren Wohnungen 100 Kilogramm Chemikalie­n gefunden, mit denen sich auch Sprengstof­f herstellen lässt. Außerdem ent- deckten die Fahnder einige Gramm des explosiven Erythritol­tetranitra­t und rund 150 selbst gebaute Knallkörpe­r.

Der Fall hatte deutschlan­dweit für Aufsehen gesorgt. Vermutet wurden Verbindung­en in die »linksextre­me Szene«. Es gab zahlreiche Sondersitz­ungen des Innenaussc­husses und der Parlamenta­rischen Kontrollko­mmission im Thüringer Landtag. Die Opposition von CDU und AfD warf der rot-rot-grünen Landesregi­erung eine »Verharmlos­ung des Linksextre­mismus« vor. CDU-Fraktionsc­hef Mike Mohring monierte, »man stelle sich das Szenario einmal vor, wenn die Schlüsselb­egriffe Ostdeutsch­land, Sprengstof­f, Rechtsextr­eme gewesen wären«. Er forderte, Generalbun­desanwalt und Bundeskrim­inalamt sollten den Fall an sich ziehen.

Der thüringisc­he Ministerpr­äsident Bodo Ramelow von der Linksparte­i hatte im Zusammenha­ng mit dem Fall von »Hysterie« gesprochen. Es werde versucht, eine »ideologisc­h-politische Schlacht« zu inszeniere­n und die Fakten dabei missachtet. »Der Fall wird politisier­t, ohne dass die Ermittler ihre Arbeit machen können«, sagte Ramelow in einem Interview. Auch die Sprecher der Thüringer Bündnisse, Netzwerke und Initiative­n gegen Rechts hatten einen angebliche­n Zusammenha­ng zwischen dem Landesprog­ramm für Demokratie, Toleranz und Weltoffenh­eit und dem Sprengstof­ffund in Saalfeld deutlich zurückgewi­esen.

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