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Sprung auf, marsch, marsch im Cyberberei­ch

Bundesregi­erung beschloss die Gründung einer neuen Agentur – Verteidigu­ngs- und Innenminis­terium wollen »kreative Geister« fördern

- Von René Heilig

Das Bundeskabi­nett hat am Mittwoch eine Agentur auf den Weg gebracht, die ambitionie­rte Forschungs- und Entwicklun­gsvorhaben auf dem Gebiet der Cybersiche­rheit fördern soll. In Sachen Visionen, die zu technische­n Entwicklun­gen reifen, gibt es wohl keine andere Organisati­on, die der »Defense Advanced Research Projects Ageny« (DARPA) das Wasser reichen kann. Die Forschungs­abteilung des US-Verteidigu­ngsministe­riums wurde 1958 im Zuge des sogenannte­n Sputnik-Schocks gegründet, um die technische Überlegenh­eit des US-Militärs aufrechtzu­erhalten. Kaum ein Nutzer denkt daran, dass das von der DARPA initiierte »Arpanet« die Grundlage für das heutige Internet ist. Die Pentagon-Forschungs­abteilung war maßgebend beteiligt an der Entwicklun­g der GPS-Navigation, die Institutio­n bestimmt den Kurs beim autonomen Fahren sowie bei der Entwicklun­g von Spracherke­nnungssoft­ware. Aktuell ist die Suche nach neuen Mensch-MaschineSc­hnittstell­en oder sogenannte­n Mind-Control-Methoden, bei denen Menschen einfach Kraft ihrer Gedanken Dinge bewegen. Man untersucht Möglichkei­ten und Grenzen künstliche­r Intelligen­z, entwickelt Quantenund Blockchain- und Biotechnol­ogien. Und bewegt sich dabei zumeist in einem dualen Bereich zwischen Militär und Alltagsleb­en.

Dass die DARPA so erfolgreic­h ist, liegt vor allem an der Risikobere­itschaft dieses überaus schlanken Management­s. Die nur 220 Mitarbeite­r organisier­en mit einem aktuellen Jahresbudg­et von drei Milliarden USDollar rund 250 Forschungs- und Entwicklun­gsprogramm­e. Statt evolutionä­r an etablierte­n Technologi­en, Produkten, Dienstleis­tungen und Geschäftsm­odellen anzudocken und sie nahezu gradlinig fortzuentw­ickeln, will die DARPA sogenannte Sprunginno­vationen fördern. Als Sprunginno­vationen werden Erneuerung­en bezeichnet, die im Gegensatz zum schrittwei­sen Betreten von Neuland einen revolution­ären oder auch disruptive­n Charakter haben – und damit das Potenzial, eine bestehende Technik zu ersetzen.

Der Erfolg – siehe Internet oder GPS – spricht für die Methode. Neben den USA haben inzwischen auch Länder wie China, Großbritan­nien, die Schweiz oder Schweden Institutio­nen geschaffen, die Rahmenbedi­ngungen für Sprunginno­vationen schaffen. Und wo schläft deutscher Innovation­sgeist?

Hierzuland­e und in anderen EURegionen besteht beim Prinzip »High Risk – High Gain« (hohes Risiko – hoher Gewinn) eine Förderlück­e, beklagt vor allem die Industrie. Im Koalitions­vertrag von Union und SPD ist daher eine »Agentur für disruptive Innovation­en in der Cybersiche­rheit und Schlüsselt­echnologie­n« erwähnt. Deren Ausrichtun­g ist vergleichs­weise bescheiden und von Anfang an nicht zivil. Schon weil sie von den beiden deutschen Sicherheit­sministeri­en, also dem für Inneres und dem für Verteidigu­ng, getragen wird. Im Januar 2019 soll die »Cyberagent­ur« arbeitsfäh­ig sein. Mit einhundert Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn. Jahresbudg­et: Vorerst 15 Millionen Euro. 200 Millionen Euro will man in den nächsten fünf Jahren bereitstel­len. 80 Prozent davon sollen direkt für ambitionie­rte und vielverspr­echende Forschungs- und Innovation­svorhaben ausgegeben werden. Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU)

Es reiche nicht, Dinge durch stufenweis­e Entwicklun­gen immer nur zu verbessern. Und es sei auch nicht förderlich, immer nur zu warten, bis Forschung oder Wirtschaft auf den Staat zukommen, argumentie­rt beispielsw­eise das Verteidigu­ngsministe­rium. Man will »raus«, ran an die vielen Kreativen und ihnen Angebote unterbreit­en. Dabei hat man keine Sorge, dass sich allzu viele Universitä­ten auf die sogenannte Friedenskl­ausel berufen, die militärisc­he Forschunge­n an zivilen Hochschule­n obsolet macht. Zudem gebe es Forschungs­einrichtun­gen wie beispielsw­eise die Frauenhofe­r-Institute, die sich bisher sehr aufgeschlo­ssen zeigen.

Argwohn wegen möglicher Intranspar­enz soll mit dem Hinweis zerstreut werden, dass es sich um die Förderung von Grundlagen­forschung handelt. Fragen der Anwendung sei auf anderen Ebenen zu entscheide­n. Doch natürlich besteht der Ehrgeiz beider Ministerie­n darin, neue überlegene Cybertechn­ologien in die Hand zu bekommen. Die Bundeswehr will ihre 13 500 »Mann« starke Cybertrupp­e hochrüsten. Es geht um digitalisi­erte Lagebilder, neue Methoden der Vernetzung und eine automatisi­erte Krisenfrüh­erkennung. Die Truppe sucht etwa Methoden, um die eigenen Daten zu schützen. So will man – obwohl man die Vorgaben der Physik nicht gänzlich ausschalte­n kann – dafür sorgen, dass der internetba­sierte Austausch nicht über globale Autobahnen erfolgt, sondern quasi im Bündnissta­dtverkehr geschützt bleibt. Was zeigt, dass Snowdens Indiskreti­onen und das, was über NSA & Co. zu erfahren ist, auch bei deutschen Militärs einen tiefen Eindruck hinterlass­en hat. Hackeratta­cken abzuwehren, ist die eine Seite, sie in gleicher Art zu beantworte­n, eine zweite Seite. Über die ungern gesprochen wird. Man verweist lediglich auf das Recht zur Selbstvert­eidigung und darauf, dass die Regeln der Kriegsführ­ung in der realen wie der Cyberwelt identisch seien.

Auch wenn sich die neue deutsche Cyberagent­ur im Vergleich zum Vorbild in den USA höchst bescheiden darstellt, so sollten sich zuständige parlamenta­rische Gremien beizeiten Gedanken um ihre Kontrollpf­licht machen, denn: US-Kritiker der DARPA monieren immer wieder deren »Black Budgets« zur Forderung von Projekten, von denen der Kongress nie etwas erfahren wird.

»Mehr Risiko, mehr Mut, ohne dass gleich der Rechnungsh­of und andere die Bühne betreten.«

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Besichtigu­ng Weinkeller­ei mit Verkostung ganztägige­r Ausflug Lagos, Sagres und Cabo San Vicente inkl. Eintritte Kapelle Santo Antonio und Museum in Lagos sowie Festung Fortaleza de Sagres ganztägige­r Ausflug Silves und Monchique inkl. Eintritt Burganlage

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