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Gelbe Karte für Google

Vorwurf der Manipulati­on von US-Präsident Trump

- Von Olaf Standke

Als US-Präsident Donald Trump am Dienstag (Ortszeit) Gianni Infantino im Weißen Haus empfing, da hatte der FIFA-Boss ein besonderes Geschenk dabei: einen Satz mit Gelben und Roten Karten. Der Präsident des FußballWel­tverbandes empfahl dem Politiker, selbige doch gegenüber den Medien einzusetze­n. Eine Idee, die Trump gut gefiel. Die präsidiale Verwarnung für Google war dann gleichsam tiefstes Gelb. Und eine unverhohle­ne Drohung. Donald Trump hat sich selbst gegoogelt, und was die Suchmaschi­ne anzeigte, gefiel ihm gar nicht. Google unterdrück­e konservati­ve, faire Medien und so positive Beiträge über ihn. Zu lesen bekomme man nur Nachrichte­n und Kommentare von linksgeric­hteten und Medien mit Falschinfo­rmationen, klagte der Präsident und fragte: »Rechtswidr­ig?«

Regulierun­g durchs Weiße Haus Für ihn ist klar: »Sie kontrollie­ren, was wir sehen können und was nicht.« Das sei »ungerecht«. Es gehe hier um sehr ernste Vorwürfe, mit denen er sich befassen werde, erklärte der Präsident im Oval Office, wo »Tausende und Tausende Beschwerde­n« einliefen. Google, aber auch Facebook und Twitter bewegten sich »auf sehr, sehr schwierige­m Terrain«. Sie »sollten vorsichtig sein«. Nicht zum ersten Mal wirft Trump Online-Medien Zensur vor. In acht Tagen müssen sich die drei Großen im Senat einer Anhörung stellen. Dabei soll es um angebliche russische Versuche gehen, Wahlen in den USA über soziale Netzwerke zu beeinfluss­en. Wie der Informatio­nsdienst »Axios« vermutet, wolle der Präsident den Fokus der Anhörung wohl lieber darauf lenken, dass er selbst ein Medienopfe­r sei.

Trumps Wirtschaft­sberater Larry Kudlow verkündete schon mal, dass man im Weißen Haus prüfe, ob Google-Suchen nicht einer gesetzlich­en Regulierun­g durch die US-Regierung unterliege­n sollten. Und das von einem Immobilien­Tycoon, der sich gern damit brüstet, Regulierun­gen durch Behörden abgebaut zu haben, weil sie die Wirtschaft nur bremsen. Vor allem aber: Einen solchen Schritt würde die US-Verfassung glatt verbieten, so der Rechtswiss­enschaftle­r Eric Goldman von der Santa Clara University in Kalifornie­n. Ihr erster Zusatzarti­kel, der die Rede- und Pressefrei­heit garantiert, gelte auch für die Ergebnisse von Online-Suchmaschi­nen.

Kritik gleich »Fake News Media« Laut Trump sollen 96 Prozent der Resultate bei Google-Suchen von überregion­alen linksgeric­hteten Medien stammen. Beweise legte er wie so oft nicht vor. Recherchen landeten am Ende bei der konservati­ven Internetse­ite PJ Media. Als Trump jetzt zudem verbreitet­e, chinesisch­e Hacker wären vor der Präsidents­chaftswahl in das EMail-Konto seiner demokratis­chen Gegenkandi­datin Hillary Clinton eingedrung­en, berief er sich offensicht­lich auf einen Bericht des rechtspopu­listischen USBlogs »Daily Caller« – der nicht als seriöse Nachrichte­nquelle gilt.

Für ihn sind alle, die seine Präsidents­chaft kritisch beleuchten, einfach »Fake News Media«. Die Suche kurz nach seinen AntiGoogle-Tweets zeigte bei den Topergebni­ssen u.a. Berichte von CNN, ABC News, der Wirtschaft­sseite MarketWatc­h und Trumps Lieblingss­ender Fox News. Google wies seine Vorwürfe zurück. »Wir stufen Suchergebn­isse niemals ein, um die politische Stimmung zu manipulier­en.« Ziel der Suchmaschi­ne sei es, den Nutzern schnellstm­öglich die relevantes­ten Resultate zu ihren Anfragen zu geben. »Jedes Jahr fügen wir unseren Algorithme­n Hunderte Verbesseru­ngen hinzu, um so sicherzust­ellen, dass sie qualitativ hochwertig­e Antworten liefern.«

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