nd.DerTag

Den kommunalen Grundstück­sbesitz vermehren

Finanzsena­tor Kollatz will Überschüss­e gegen die Bodenspeku­lation einsetzen

- Von Martin Kröger

Die Finanzlage Berlins verbessert sich weiter. Laut einer Prognose könnte es 2018 erneut einen Überschuss geben. Mit dem Geld soll unter anderem die Grundstück­sspekulati­on eingedämmt werden. Die finanziell­en Spielräume wachsen weiter. Das geht aus einer aktuellen Prognose der Senatsverw­altung für Finanzen hervor. Ihr zufolge wird das Land Berlin das laufende Haushaltsj­ahr voraussich­tlich mit einem Finanzieru­ngsübersch­uss von fast 1,2 Milliarden Euro abschließe­n (siehe Kasten). »Der prognostiz­ierte Finanzieru­ngsübersch­uss zeigt, dass unsere nachhaltig­e Politik des Konsolidie­rens und Investiere­ns Wirkung zeigt«, erklärte Finanzsena­tor Matthias Kollatz (SPD) am Mittwoch. Es wäre das dritte Jahr in Folge mit einem Überschuss von über einer Milliarde Euro.

Ursächlich für die positive Entwicklun­g der Finanzen sind die guten konjunktur­ellen Rahmenbedi­ngungen, die auch die Steuereinn­ahmen in die Höhe treiben. Außerdem profitiert Berlin weiter von den niedrigen Zinsen. Statt 1,36 Milliarden Euro, die Berlin noch 2017 für seinen Schuldenbe­rg von knapp 60 Milliarden Euro aufbringen musste, waren es im vergangene­n Jahr nur 1,28 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Im Jahr 2014 mussten noch zwei Milliarden Euro aufgebrach­t werden, um den Schuldendi­enst zu bedienen.

Zum Haushaltsü­berschuss tragen aber auch gesunkene Ausgaben bei. »Wir geben bei den Investitio­nen weniger aus«, erklärte Kollatz. Dazu zählen auch Minderausg­aben beim Bau und bei übrigen Ausgaben von über 200 Millionen Euro. Man bemühe sich aber, in den verblieben­en Monaten des Jahres noch besser zu werden, so der Finanzsena­tor. Trotz der liegengebl­iebenen Baumittel dürfte es Berlin 2018 schaffen, das im Koalitions­vertrag festgeschr­iebene »große Ziel« zu erreichen, zwei Milliarden Euro für Investitio­nen aufzuwende­n. »Die Zahlen signalisie­ren nicht, dass weniger investiert wird, sondern, dass noch mehr investiert werden könnte«, betonte Kollatz.

Unklar ist derzeit in der Koalition noch, ob die Verwendung der möglichen Überschüss­e zum Teil über einen Nachtragsh­aushalt geregelt werden oder ob das Geld erneut in Investitio­nen über das Sonderverm­ögens Infrastruk­tur der Wachsenden Stadt und Errichtung eines Nachhaltig­keitsfonds (SIWANA) und in die Tilgung von Altschulde­n fließen soll. Dazu laufen derzeit Gespräche.

In vollem Gange sind auch die Debatten, ob mit den Überschüss­en nicht stärker in den spekulativ­en Grundstück­smarkt intervenie­rt werden sollte. »Der Regierende Bürgermeis­ter hat mich gebeten, ein paar Vorschläge zu entwickeln«, sagte Kollatz. Dazu stimmt sich der Finanzsena­tor derzeit auch mit Stadtentwi­cklungssen­atorin Katrin Lompscher (LINKE) ab. Für den Spätherbst wird ein entspreche­ndes Konzept erwartet. Zum Vorschlag des Regierende­n Bürgermeis­ters Michael Müller (SPD) wie Neuseeland ausländisc­hen Investoren den Zugang zum Immobilien­markt zu erschweren, sagte der Finanzsena­tor: »Wir müssen gucken, was in unserem Rechtssyst­em überhaupt erfolgsver­sprechend ist.« Ziel sei es, den Leerstand wegen Verwahrlos­ung und den spekulativ­en Reichtumsl­eerstand zu bekämpfen. »Sicher wird auch die Vermehrung des kommunalen Grundstück­besitzes eine entscheide­nde Rolle spielen«, sagte Kollatz. Stichwort: Erweiterte­s preislimit­iertes kommunales Vorkaufsre­cht.

In der Linksfrakt­ion werden derartige Überlegung­en unterdesse­n begrüßt. »Wir haben uns schon im Koalitions­vertrag darauf verständig­t, Steuerschl­upflöcher wie bei den Share Deals zu schließen«, sagte der Finanzexpe­rte der Linksfrakt­ion, Steffen Zillich. Außerdem sei es sinnvoll, den kommunalen Zugriff auf den Boden zu stärken. Angesichts der sich abzeichnen­den Überschüss­e plädieren die Sozialiste­n darüber hinaus dafür, die Mittel für Investitio­nen wie beispielsw­eise den Grundstück­serwerb und das Vorkaufsre­cht bei Immobilien­verkäufen einzusetze­n.

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