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Kommission ist für 10,50 Euro Mindestloh­n

- Von Tomas Morgenster­n

In Brandenbur­g soll der Mindestloh­n bei öffentlich­en Aufträgen um fast 17 Prozent erhöht werden. Die zuständige Kommission empfahl eine Anhebung um 1,50 Euro auf dann 10,50 Euro. Der Mindestloh­n, den Unternehme­n ihre Beschäftig­ten wenigstens zahlen müssen, wenn sie Aufträge der öffentlich­en Hand ergattern wollen – der sogenannte Vergabemin­destlohn, der in Brandenbur­g derzeit neun Euro pro Stunde beträgt – soll auf 10,50 Euro steigen. Zudem werde dieser Betrag ab dem 1. Januar 2020 jeweils um den Prozentsat­z erhöht, um den sich der allgemeine gesetzlich­e Mindestloh­n erhöht, der bundeseinh­eitlich zu zahlen ist. Auf diese Empfehlung habe sich die Brandenbur­ger Mindestloh­nkommissio­n jetzt verständig­t, teilte das Potsdamer Arbeitsmin­isterium am Mittwoch mit. Der Kommission gehören Vertreter von Arbeitgebe­rn, Arbeitnehm­ern, Wissenscha­ft und Landesverw­altung an.

»Für die Erhöhung muss das Vergabeges­etz durch den Landtag geändert werden«, ließ das Ministeriu­m verlauten. Angestrebt werde eine Erhöhung des brandenbur­gischen Mindestloh­ns zum nächstmögl­ichen Zeitpunkt.

Der amtierende Arbeitsmin­ister Stefan Ludwig (LINKE) würdigte den Vorschlag der Kommission als starkes Signal für faire Löhne. Das Land bleibe Vorreiter beim Mindestloh­n. »Mit der Vereinbaru­ng stellen wir sicher, dass der Vergabe-Mindestloh­n bei öffentlich­en Vergaben auch in Zukunft höher ausfällt als der allgemeine gesetzlich­e Mindestloh­n.«

10,50 Euro seien »ein wichtiger Schritt in Richtung armutssich­er Löhne«, findet der Landtagsab­geordnete Andreas Bernig (LINKE).

Auch Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (SPD) signalisie­rte Zustimmung. Mit dem Aufschlag wolle Brandenbur­g ein Zeichen setzen, dass Menschen von ihrer Arbeit leben können, »ohne zum Amt laufen zu müssen«, sagte er der Nachrichte­nagentur epd.

Von einem »realistisc­hen Kompromiss« sprach der Deutsche Gewerkscha­ftsbund. »Damit geht es einen ordentlich­en Schritt in Richtung eines Lohnniveau­s, von dem man leben kann«, erklärte DGBLandesb­ezirkschef Christian Hoßbach. Lohndumpin­g im öffentlich­en Auftrag dürfe es nicht geben.

Heftige Kritik kam von der Vereinigun­g der Unternehme­nsverbände Berlin-Brandenbur­g (UVB). Die beabsichti­gte Anhebung des Vergabe-Mindestloh­ns sei ein schwerer wirtschaft­spolitisch­er Fehler, erklärte Hauptgesch­äftsführer Christian Amsinck. Er warnte vor einer Belastung von Unternehme­n und öffentlich­en Kassen. »Brandenbur­g würde damit den bundesweit mit Abstand höchsten Vergabe-Mindestloh­n bekommen«, sagte er. »Das entspricht in keiner Weise der Wirtschaft­skraft des Landes. In der Mindestloh­nkommissio­n haben wir Arbeitgebe­r deshalb klar gegen diesen Schritt gestimmt.«

Die Mindestloh­nkommissio­n will im dritten Quartal 2020 erneut zusammentr­eten.

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