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Abschied von einer Legende

Bastian Schweinste­iger ein letztes Mal in München

- Von Klaus Bergmann, München

Am Ende eines für ihn »unglaublic­hen Abends« stand Bastian Schweinste­iger erschöpft und selig zugleich auf dem Rasen der Münchner Fußballare­na und umarmte innig seine Frau Ana Ivanovic. Die ehemalige Weltklasse­Tennisspie­lerin aus Serbien, die sich auf großen Sportbühne­n auskennt, war tief beeindruck­t, welche enorme Zuneigung die 75 000 Fans des FC Bayern ihrem Basti beim Abschiedss­piel mit seinem aktuellen Arbeitgebe­r Chicago Fire entgegenge­bracht hatten.

Schweinste­iger schwenkte nach dem lässigen 4:0 (2:0) »seines« Herzensklu­bs bei der Ehrenrunde vor der Südtribüne eine BayernFahn­e und rief den ihn feiernden Anhängern mit Tränen in den Augen über das Stadionmik­rofon zu: »Vielen, vielen Dank. Ich bin einer von euch – und ich werde immer einer von euch bleiben.«

Die Haare sind grauer geworden, und er bewegt sich langsamer auf dem Platz. Aber kicken kann der Mentalität­sspieler Schweinste­iger immer noch. Das wurde besonders sichtbar, als er nach einer ersten Hälfte mit anstrengen­der Abwehrarbe­it als Kapitän des Chicago-Teams das Trikot wechselte. Und als er dann in der letzten halben Stunde vor den Augen von Ex-Coach Jupp Heynckes in einer Triple-Gedächtnis­elf mit Ribéry, Robben, Müller, Neuer, Boateng und Alaba zusammensp­ielte, war ihm die pure Freude am Spiel bei jeder Aktion anzumerken. »Man spürt sofort wieder Automatism­en und Spaß am Fußball«, sagte er.

Die alten Kameraden schickten Schweinste­iger weit nach vorne. »Ich habe ihm schon gesagt: Wenn er noch ein Tor machen will, reicht es nicht mit hinten rumstehen«, scherzte Thomas Müller. Aber es dauerte lange, bis zur 83. Spielminut­e, als Schweinste­iger einen letzten langen Sprint in den Strafraum anzog und eine Flanke von David Alaba mit dem rechten Fuß volley ins Tor verlängert­e. Es war kein Geschenk zum Abschied, sondern ein wirklich feines, selbst erarbeitet­es Tor. »Und für mich war es irgendwie doch wichtig«, sagte Schweinste­iger. Fußballer bleibt eben Fußballer. »Ich fühle mich noch fit, auch wenn es nach der 70. Minute etwas schwierige­r wurde.«

Nun geht Schweinste­iger zurück in die USA, wo der Weltmeiste­r von 2014 und Champions-League-Sieger von 2013 seine große Karriere in der Major League Soccer ausklingen lässt. »Ich fühle mich ganz wohl in meiner Lebenslage. Der Schritt nach Amerika war genau der richtige«, sagte er am Dienstagab­end. Mit seiner Ana und dem im Frühjahr geborenen Sohn ist er glücklich in der Metropole am Michigan-See.

Das Bayern-Trikot vom Abschiedss­piel erhalten seine Eltern. »Ihnen habe ich viel zu verdanken.« Es erhält einen Platz daheim im oberbayeri­schen Oberaudorf. »Ich weiß nicht, wie es weitergeht in den nächsten Jahren«, sagte Schweinste­iger zum Abschied. Noch mache es ihm Spaß, Fußballpro­fi zu sein. Aber er sei heimatverb­unden. »Ich werde auf jeden Fall zurückkomm­en in die Heimat. Nur wann, weiß ich noch nicht«, kündigte er an. Die Türen beim FC Bayern werden ihm dann offenstehe­n. Ob nur als Fan und Legende, muss die Zukunft zeigen.

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Foto: AFP/Christof Stache Der Bayern-Basti

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