nd.DerTag

Heißer Tennis-Sommer

Die Profis müssen bei den US Open in New York auch bei weit über 30 Grad und hoher Luftfeucht­igkeit spielen – so mancher gibt auf

- Von Robert Semmler, New York

Hundstage gab es während der US Open schon öfter. Doch den Bedingunge­n während dieser Woche sind selbst die austrainie­rten Tennisprof­is nicht immer gewachsen. Aber die Show muss weitergehe­n. In Deutschlan­d warnen Meteorolog­en bei solchem Wetter vor körperlich­er Betätigung im Freien, in New York spielen die Tennisprof­is bei weit über 30 Grad und hoher Luftfeucht­igkeit in der stechenden Sonne. »Es geht ein bisschen ums Überleben, man hat Tage wie diese«, sagte Angelique Kerber nach ihrem Auftaktsie­g. Das extreme Klima in den ersten Tagen der US Open führte nicht nur zu Krämpfen und Aufgaben, sondern brachte auch die Veranstalt­er unter Zugzwang.

»Brutale Bedingunge­n«, urteilte Wimbledons­ieger Novak Djokovic nach seinem Vier-Satz-Sieg über den Ungarn Marton Fucsovics am Dienstag. »Drei Sätze lang waren wir im Überlebens­modus«, sagte der Serbe, der in seiner Karriere eigentlich schon alles erlebt hat. Aber das nicht: Nach dem dritten Durchgang gab es eine zehnminüti­ge Pause. Djokovic und Fucsovics kühlten sich in der Kabine im Eisbad ab, nachdem sie draußen bei 36 Grad zwischenze­itlich wie angeschlag­ene Boxer wirkten.

Es sei traurig zu sehen, dass viele Spieler unter Krämpfen zu leiden hätten, klagte Djokovic – auch wenn sie sich auf solche Bedingunge­n so gut wie möglich vorbereite­n würden. Der einstige Weltrangli­stenerste und plädierte für einen späteren Beginn und äußerte sich kritisch darüber, dass die neue 25-Sekunden-Uhr vor dem ersten Aufschlag herunter ticke, statt Zeit zum Durchschna­ufen zu lassen.

In den beiden größten Arenen bei geschlosse­nem Dach zu spielen – wie schon bei den Australian Open praktizier­t – , kommt für die Organisato­ren der US Open nach eigenen Angaben nicht infrage. Auch auf den Außenplätz­en geht die Show für die mehr als 40 000 Zuschauer weiter.

So weit wie Florian Mayer, der es nach dem letzten Match seiner Profikarri­ere als kriminell bezeichnet hatte, bei diesem Wetter spielen zu lassen, mochte Alexander Zverev nicht gehen. Auch wenn er das neue Louis-Armstrong-Stadium bei seinem glatten Auftaktsie­g gegen den Kanadier Peter Polansky wegen der mangelnden Frischluft als Sauna empfand: Es habe sich im Schatten fair angefühlt, meinte Zverev.

Allerdings erinnerte er an extrem heiße Temperatur­en während des Turniers in Washington, die er dort schon erlebt hat. Sie erforderte­n strengere Regeln, meinte der Hamburger. Die entscheide­nden Leute der Männer-Profiorgan­isation ATP oder die Oberschied­srichter säßen in klimatisie­rten Räumen und würden den Profis sagen, es sei in Ordnung, zu spielen. »Sie sind nicht draußen«, betonte der Weltrangli­stenvierte. »Es gibt bestimmte Bedingunge­n, für die man nicht bereit sein kann. Kein Mensch kann das.«

Am härtesten von den Deutschen hatte es wohl Andrea Petkovic bei ihrem Aus zur Mittagszei­t erwischt. Sie sagte, sie habe nach zehn Minuten in der klimatisie­rten Kabine vor dem entscheide­nden dritten Satz allerdings das Gefühl gehabt, es sei doppelt so heiß wie vorher. Selbst der smarte Altmeister Roger Federer sah nach seinem glatten Auftaktsie­g zur Abendstund­e gegen den Japaner Yoshihito Nishioka komplett durchweich­t aus. »Es ist besonders hart für uns Europäer, wir sind das nicht gewohnt«, erklärte der Schweizer. »Ich bin einfach zufrieden, so einen Tag zu überstehen.«

 ?? Foto: AFP/Julian Finney ?? Auch die Tschechin Petra Kvitova hätte gern hitzefrei, muss nach ihrem Erstrunden­sieg aber weiter leiden.
Foto: AFP/Julian Finney Auch die Tschechin Petra Kvitova hätte gern hitzefrei, muss nach ihrem Erstrunden­sieg aber weiter leiden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany