Neuer Trainer, neue Ziele
Eisbären Berlin nehmen die Champions League ernst
Auf Bratwurst und Bier freut sich Florian Busch. Nicht für sich, denn für den derzeitigen Kapitän der Eisbären Berlin und seine Mitspieler wird es am heutigen Freitag ernst. Mit dem Start in die Champions Hockey League (CHL) stehen zwei Wochen vor Beginn der Deutschen Eishockey Liga (DEL) die ersten Pflichtspiele an. »Ein perfektes Heimspiel« erwartet Busch gegen die Schweizer vom EV Zug. Warum? Weil die Eisbären endlich mal wieder um Punkte im Wellblechpalast spielen. Und der ist vor allem für die Fans des deutschen Vizemeisters noch immer die Heimat des Klubs: eng, laut, Sport pur und dazu der Duft von Bratwurst und Bier.
Martin Baumann ist skeptischer. Dem CHL-Geschäftsführer gefallen die vergleichsweise geringen Zuschauerzahlen in Deutschland nicht: »Da ist noch Luft nach oben.« Die geringe Kartennachfrage bei den Eisbären war letztlich auch der Grund für den Umzug in die Trainingsstätte. Grundsätzlich ist Baumann aber mit der aktuellen Entwicklung zufrieden. Da pflichtet ihm auch Gernot Tripcke bei: »Die CHL ist in Deutschland angekommen.« Und damit meinte der DEL-Geschäftsführer nicht den Umstand, dass die Eröffnungspressekonferenz der Champions Hockey League in diesem Jahr in Berlin abgehalten wurde.
Hoffnung macht den Verbandsverantwortlichen die neue Lust der Vereine. In den bislang vier Jahren der CHL kamen deutsche Klubs maximal bis ins Achtelfinale. Jetzt denkt der Münchner Meistertrainer Don Jackson sogar daran, »den Henkelpott zu holen.« Und auch die Eisbären gehen das Turnier offensiv an: »Ich will gewinnen«, sagte der neue Berliner Trainer Clément Jodoin. Nur Nürnberg gibt sich als dritter DHL-Vertreter vor dem Start des wichtigsten europäischen Klubwettbewerbs zurückhaltend.
Die Eisbären Berlin starten mit guten Voraussetzungen in die Gruppe D, in der wie in allen anderen sieben Gruppen die beiden Erstplatzierten das Achtelfinale erreichen. Nach der Partie am Freitag gegen Zug folgt schon am Sonntag das zweite Heimspiel im Wellblechpalast gegen den tschechischen Meister HC Kometa Brno. Der Champion aus Belarus, HK Njoman Hrodna, gilt als Außenseiter in der Gruppe. Die Vorbereitung der Eisbären lief nahezu perfekt – fünf Siege in fünf Spielen. Das Spielverständnis stimmt, weil der Stamm des Teams bei fünf Abgängen und vier Neuen zusammengeblieben ist. Und auch der neue Coach ist ein alter Bekannter: Der 66-jährige Kanadier Jodoin war in der vergangenen Saison Co-Trainer von Uwe Krupp.
»Stolz« mache es die Eisbären, dabei zu sein, sagte Florian Busch noch vor dem ersten Anpfiff. Solch wohlwollende Worte über die CHL zeugen jedoch nicht nur vom neu entdeckten sportlichen Ehrgeiz. In Berlin und München spielen auch die Änderungen des Wettbewerbs eine Rolle, vor allem die finanziellen. Insgesamt werden knapp zwei Millionen Euro ausgeschüttet – ein Viertel mehr als noch in der vergangenen Saison. Schon als Antrittsprämie werden jedem der 32 Vereine 200 000 Euro gezahlt, die Prämie für den Sieger beträgt 365 000 Euro. Und die für die kommenden Jahre geschlossenen Verträge versprechen nochmals eine deutliche Steigerung.