nd.DerTag

Sitzfleisc­h gegen Rechts

Tausende wehrten sich in Chemnitz gegen enthemmte Front von Antidemokr­aten

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Berlin. Am Sonntag folgten noch einmal 1000 Menschen dem Ruf der evangelisc­hen Kirche zu einer Demonstrat­ion in Chemnitz. »Wir sind in der Mehrheit, nicht die Rechtsradi­kalen«, rief Oberbürger­meisterin Barbara Ludwig (SPD) der Kundgebung zu. Tags zuvor waren die Verhältnis­se auf der Straße nicht so eindeutig gewesen. Einem Aufruf von 70 Organisati­onen zu einer Demonstrat­ion »Es reicht! Herz statt Hetze« folgten bis zu 5000 Menschen, darunter auch Landes- und Bundespoli­tiker von SPD, LINKEN und Grünen. Dem Aufmarsch der AfD und Pegida-Anhänger folgten bis zu 8000 Menschen; 1500 Demonstran­ten von Pro Chem- nitz hatten sich angeschlos­sen und damit einen Schultersc­hluss vollzogen, der nicht nur auf Menschen bedrohlich wirkte, die sich im später von rechten Schlägern verfolgt sahen. Der »Schweigema­rsch«, zu dem die Initiatore­n der AfD mit Blick auf einen vor Tagen erstochene­n 35-Jährigen aufgerufen hatten, geriet nach Blockaden von Antifaschi­sten erst ins Stocken und später zum Ausgangspu­nkt für Gruppen von gewalttäti­gen Gruppen, die nach Opfern suchten. Vor allem Journalist­en geraten immer öfter ins Visier der Rechten.

Die Chemnitzer Ereignisse sind inzwischen Auslöser einer Debatte über eine Beobachtun­g durch den Verfassung­sschutz. Laut einer repräsenta­tiven Umfrage ist eine Mehrheit der Deutschen dafür, die AfD vom Verfassung­sschutz beobachten zu lassen. Auch aus den Reihen von CDU, SPD und Grünen kamen entspreche­nde Forderunge­n. Innenminis­ter Horst Seehofer sieht aktuell keine Grundlage für eine flächendec­kende Beobachtun­g. In der LINKEN lehnte die Vorsitzend­e der Linksfrakt­ion im Bundestag, Sahra Wagenknech­t, eine Beobachtun­g ab, während sich die Parteivors­itzende Katja Kipping dafür aussprach. Dass man sich mit der AfD politisch auseinande­rsetzen müsse, meinten beide.

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Foto: RubyImages/M. Golejewski

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