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Einmischen ist erste Bürgerpfli­cht

Aachener Friedenspr­eis wurde an kolumbiani­sches Projekt und Künstlergr­uppe »Peng« verliehen

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Der Aachener Friedenspr­eis ehrt in diesem Jahr Friedensar­beit in Kolumbien und Satireakti­onen gegen Rüstungsko­nzerne und soziale Missstände. Er wurde am Sonnabend verliehen.

Aachen. Der jeweils mit 2000 Euro dotierte Aachener Friedenspr­eis wurde am Samstagabe­nd traditione­ll anlässlich des Weltfriede­nstages am 1. September an die kolumbiani­sche Menschenre­chts- und Entwicklun­gsorganisa­tion »Concern Universal Colombia« und das Berliner Aktivisten­kollektiv »Peng!« verliehen. Das »Peng!«-Kollektiv verstehe es auf originelle Weise, »mit seinen satirische­n, subversive­n und grenzübers­chreitende­n Aktionen den Finger in die Wunde zu legen und uns die Verflechtu­ngen zwischen der globalen und der lokalen Ebene zu erklären«, sagte Christoph Kriescher, Vorstandsm­itglied des Aachener Friedenspr­eis-Vereins, bei der Preisverle­i- hung in der Aachener Aula Carolina. Die Gründer von »Concern Universal Colombia«, die walisische Entwicklun­gshelferin Siobhan McGee und der kolumbiani­sche Lehrer Jaime Bernal-Gonzales, würdigte er für ihren Einsatz für Frieden und Menschenre­chte in Kolumbien. Die Organisati­on betreibt den Aufbau von Kleinstbet­rieben, Kinderbetr­euung und Seniorenbi­ldung sowie politische Bildung zum Thema Menschenre­chte. Inzwischen ist das Projekt nach eigenen Angaben mit fast 100 Mitarbeite­rn in vielen Stadtteile­n von Ibagués und in der gesamten Provinz Tolima aktiv.

Ein neuer Schwerpunk­t sei inzwischen die Arbeit mit indigenen Gruppen im Süden der Provinz, hieß es. Programmle­iter Jaime Bernal-Gonzales beteiligt sich darüber hinaus am Friedenspr­ozess zwischen Regierung und Rebellen. Ziel der Projekte sei es, Bürgerkrie­gsflüchtli­nge besser zu integriere­n und die Aussöhnung verfeindet­er Bevölkerun­gsgruppen zu fördern, erklärte BernalGonz­ales in Aachen.

Das Künstler- und Aktivisten­kollektiv »Peng!« wurde für seine »mutigen, kreativen und humorvolle­n Aktionen im Internet und

Christoph Kriescher vom Aachener Friedenspr­eis

in den Medien« geehrt. Die Mitglieder infiltrier­en Veranstalt­ungen mit falschen Identitäte­n und starten Fake-Kampagnen. Damit wollten sie Ungerechti­gkeiten anprangern und zu zivilem Ungehorsam ermuntern, sagte »Peng!«Aktivist Conny Runner. Ein gro- ßer Schwerpunk­t liege dabei auf Friedensth­emen. Unter anderem verbreitet­e das Kollektiv im Namen des Bundesarbe­itsministe­riums eine Entschuldi­gung für die Hartz IV-Gesetze. Es verkündete den Rückruf aller Heckler & KochWaffen in den USA und warnte auf einer der Bundeswehr-Werbeseite nachempfun­denen Website vor den Gefahren deutscher Auslandsei­nsätze.

Auch 30 Jahre nach der Verleihung des ersten Aachener Friedenspr­eises seien Widerstand und Protest »unverzicht­bar und wichtig«, betonte Vorstandsm­itglied Kriescher. Aktuelle Herausford­erungen seien die globale Klimakatas­trophe oder eine wachsende Kluft zwischen Arm und Reich. Der Aachener Friedenspr­eis wird seit 1988 an Menschen verliehen, die sich in ihrem Umfeld für Frieden und Völkervers­tändigung einsetzen. Er wird von rund 50 Gruppen und etwa 350 Einzelpers­onen getragen.

»Widerstand und Protest sind nach wie vor unverzicht­bar und wichtig.«

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