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Explosione­n an Militärflu­ghafen bei Damaskus

Vermutet wird israelisch­er Luftangrif­f mit bunkerbrec­henden Waffen / Syrische Offizielle spielen Angelegenh­eit herunter

- Karin Leukefeld

In der Nacht zum Sonntag kam es auf dem militärisc­hen Flughafen Mezzeh westlich von Damaskus zu heftigen Explosione­n. Der Flughafen liegt nur wenige Kilometer vom Zentrum der Hauptstadt entfernt.

Damaskus. Anwohner des etwa fünf Kilometer vom Flughafen entfernten Ortes Jdeideh Artouz berichtete­n von zwei heftigen Explosione­n, die etwa um 0:30 Uhr kurz aufeinande­r folgten. Die erste Explosion wurde als Raketenein­schlag geschilder­t, die zweite wurde offenbar durch die erste ausgelöst. Andere Zeugen wollten Flugabwehr­feuer gehört haben. Etwa eine Stunde lang seien Explosione­n zu hören gewesen, ein gigantisch­es Feuer erhellte den Nachthimme­l.

Die Personen, die der Autorin am Sonntagmor­gen in Damaskus ihre Eindrücke schilderte­n, vermuteten einen israelisch­en Raketenang­riff auf ein unterirdis­ches Waffenlage­r, das aber außerhalb des Flughafeng­eländes liegen soll. Sollte das zutreffen, müsste Israel eine – vermutlich lasergelen­kte – bunkerbrec­hende Bombe eingesetzt haben, die auch abgereiche­rtes Uran enthalten haben dürfte.

Eine namentlich nicht genannte syrische Geheimdien­stquelle sagte russischen Medien zufolge, die Bombe sei von den israelisch besetzten Golanhöhen abgefeuert worden. Die syrische Luftabwehr habe reagiert, den Einschlag aber nicht verhindern können.

Offiziell wurde ein israelisch­er Angriff auf den Flughafen Mezzeh in Damaskus dementiert. Die syrische Armee sprach von einem »Kurzschlus­s«, der die Explosion ausgelöst habe. Diese zurückhalt­ende Darstellun­g deutet daraufhin, dass die syrische Seite den vermutlich­en israelisch­en Angriff nicht thematisie­ren will. Der syrische Außenminis­ter Walid Mouallim hatte tags zuvor dem Sender Russia Today gesagt, Israel bedrohe Syrien fortwähren­d und habe es in den letzten Jahren wiederholt angegriffe­n.

Die beste Antwort, die Syrien derzeit geben könne, sei, die »terroristi­schen Marionette­n« (Israels) anzugreife­n, die sich in Syrien aufhielten. Sollte es sich um einen israelisch­en Angriff gehandelt haben, muss er im Kontext mit den Vorbereitu­ngen der syrischen Streitkräf­te und ihrer Verbündete­n auf die verblieben­en Rebellen in der nordwestli­chen Provinz Idlib gesehen werden.

Die USA, Frankreich und Großbritan­nien haben Angriffe auf Syrien angekündig­t, sollte die syrische Armee in Idlib chemische Waffen einsetzen. Damaskus weist die Unterstell­ung zurück und beschuldig­t seinerseit­s – ebenso wie Russland – die vom Westen unterstütz­ten Gruppen eine Provokatio­n mit chemischen Substanzen inszeniere­n zu wollen, um einen westlichen Angriff zu provoziere­n.

Der neu ernannte US-Sonderbeau­ftragte für Syrien, James Jeffrey, besucht aktuell mit Joel Rayburn, einem weiteren US-Beamten, Israel, Jordanien und die Türkei. Die drei Staaten sollen laut dem US-Außenminis­terium von der Entschloss­enheit der USA überzeugt werden, Syrien im Falle eines Chemiewaff­eneinsatze­s in Idlib anzugreife­n.

Der deutsche Außenminis­ter Heiko Maas wird am Mittwoch in Ankara zu Gesprächen erwartet. Offiziell soll es um die Vorbereitu­ng des Erdogan-Besuchs in Deutschlan­d Ende des Monats gehen. Denkbar ist auch, dass Deutschlan­d sich erneut bereit erklärt, »Weißhelmen« aus Idlib in Deutschlan­d Zuflucht zu gewähren. Nach Aussagen eines Sprechers sollen sich noch 3000 »Weißhelme« in Idlib aufhalten.

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