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Rechtsaufs­icht des BAMF hat versagt

Bundesrech­nungshof erhebt schwere Vorwürfe gegenüber dem Bundesinne­nministeri­um

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Berlin. Einem Zeitungsbe­richt zufolge hat der Bundesrech­nungshof dem Bundesinne­nministeri­um schwere Versäumnis­se bei der Kontrolle des Flüchtling­s-Bundesamte­s vorgeworfe­n. Als Fachaufsic­ht des Bundesamte­s für Migration und Flüchtling­e (BAMF) habe das Ministeriu­m »versagt«, heißt es laut »Bild am Sonntag« in einem internen Prüfberich­t des Rechnungsh­ofs. Die mangelnde Kontrolle habe dazu geführt, »dass die ordnungsge­mäße Rechtsanwe­ndung im Asylverfah­ren« über Jahre nicht gewährleis­tet gewesen sei. Der Zeitung zufolge ging der 60-seitige Bericht in dieser Woche an das In- nenministe­rium. Der Rechnungsh­of wirft dem Ministeriu­m unter anderem vor, auf Warnhinwei­se der zuständige­n Fachabteil­ung für die BAMF-Kontrolle nicht gehört zu haben.

Demnach habe die Abteilung seit 2017 über Personalma­ngel geklagt, weswegen sie das BAMF nicht ordnungsge­mäß kontrollie­ren könne. Auch das Bundesverw­altungsamt habe im Mai 2017 empfohlen, die Abteilung dringend personell aufzustock­en. Doch es sei nichts passiert: »Für die Personalha­ushalte 2017, 2018 und 2019 meldete das BMI gegenüber dem Bundesmini­s- terium der Finanzen keinen Mehrbedarf für die Fachaufsic­ht«, heißt es der Zeitung zufolge im Rechnungsh­of-Bericht.

Damit sehen die Prüfer nicht nur Versäumnis­se beim früheren Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU). Auch dessen Nachfolger Horst Seehofer (CSU) könnte damit in Erklärungs­not geraten. So habe die Leitung der Fachabteil­ung den Rechnungsp­rüfern noch im Mai 2018 erklärt, »dass sie die Personalau­sstattung weiterhin nicht für ausreichen­d halte, um eine ordnungsge­mäße und einheitlic­he Rechtsanwe­ndung im BAMF zu gewährleis­ten«.

Thomas de Maizière hatte hingegen 2017 zum Erfolgsjah­r beim Abbau offener Asylentsch­eidungen erklärt. Die Rückstände seien praktisch abgebaut, rund 600 000 Asylentsch­eidungen getroffen worden. Die Zahl der Altfälle wie die Dauer der Verfahren seien deutlich reduziert worden. Auch die Qualität der Arbeit des BAMF sei 2017 massiv verbessert worden, hieß es. Zugleich kritisiert­en unter anderem Anwälte und Flüchtling­sverbände, dass die Beschleuni­gung der Verfahren auf Kosten mangelnder Qualität gegangen sei.

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