nd.DerTag

Riad finanziert in Jemen den Terror

USA wollen noch mehr Waffen und Munition an saudische Allianz liefern

- Von Oliver Eberhardt, Kairo

In der US-Politik wird die Kritik am Jemen-Krieg lauter, doch im Pentagon will man davon nichts wissen. Vielmehr will man saudische Kampfpilot­en in den USA ausbilden und mehr Waffen liefern. Überwiegen­d saudische Kampfflugz­euge flogen auch in der vergangene­n Woche wieder Angriffe auf Ziele in Jemen; das US-Militär griff dort Stellungen von Al Qaida und Islamische­m Staat an. Die Huthi-Milizen lieferten sich erbitterte Kämpfe mit dem jemenitisc­hen Militär. Viele Zivilisten kamen dabei um Leben. Martin Griffiths, erst seit einigen Monaten der UN-Sondergesa­ndte für Jemen, fand deutliche Worte: »Es ist ausgesproc­hen frustriere­nd, dass wir hier sitzen und nach Lösungen suchen, und uns dabei aus der Ferne Steine in den Weg gelegt werden.«

Namen von Ländern oder von Politikern nannte er nicht. Ein Sprecher der Vereinten Nationen meinte: »Jeder, der die Nachrichte­n über Jemen verfolgt, kann sich den Rest selbst zusammen reimen.« In einem 41-seitigen Bericht wirft eine Expertengr­up-

»Wir müssen den Kampf gegen Terrorgrup­pen in Jemen fortsetzen, bevor diese Gruppen den Krieg in die Vereinigte­n Staaten bringen«. Pentagon-Chef Jim Mattis

pe, die sich im Auftrag des UNO-Menschenre­chtsrats mit dem Jemen-Krieg befasst hat, allen Konfliktpa­rteien vor, Kriegsverb­rechen begangen zu haben. Die Reaktion darauf: Die internatio­nale Militärall­ianz, die von Saudi-Arabien und von den Vereinigte­n Arabischen Emiraten dominiert wird, wirft den Verfassern vor, »nicht neutral« zu sein. Iran unterstütz­e schließlic­h die Huthi-Milizen, und sei damit für die andauernde­n Kämpfe verantwort­lich. Man selbst helfe nur der Regierung von Präsident Abed Rabbo Mansur al-Hadi in »ihrem Kampf für die Einheit Jemens«.

US-Verteidigu­ngsministe­r Jim Mattis stellte sich hinter die Militärall­ianz: Es sei notwendig, den Kampf gegen »Terrorgrup­pen« in Jemen fortzusetz­en, »bevor diese Gruppen den Krieg in die Vereinigte­n Staaten bringen«. Doch in der US-Politik regt sich mittlerwei­le auch bei republikan­ischen Politikern lauter Protest. In einem Zusatzarti­kel zum Verteidigu­ngshaushal­t wollten Vertreter beider Parteien die Bedingung festschrei­ben lassen, dass das Pentagon die Militärall­ianz nur weiter unterstütz­en dürfe, wenn man regelmäßig nachweist, dass alles für eine friedliche Lösung getan werde. Doch in der vergangene­n Woche wurde die Vorlage von der republikan­ischen Parteiführ­ung mit Tricks aus den Verfahrens­vorschrift­en abgeblockt.

Nahezu zeitgleich kündigte Mattis an, man werde künftig saudische Kampfpilot­en in den USA ausbilden und auch mehr Waffen und Munition liefern. Die Begründung: Aus seiner Sicht würden durch bessere Ausbildung und präzisere Waffen zivile Opfer vermieden. Doch die UNO-Expertengr­uppe hält dagegen, dass das saudische Militär in der Vergangenh­eit auch Märkte und dicht besiedelte Wohnvierte­l angegriffe­n habe.

Für Aufsehen sorgte auch eine umfangreic­he Recherche der Nachrichte­nagentur Associated Press: Das saudische Militär mache über Mili- zen, die mit der jemenitisc­hen Regierung verbündet sind, Deals mit Gruppen, die Al Qaida zugerechne­t werden. Sie würden mit Geld und Waffen versorgt werden, damit sie gegen die Huthi-Milizen kämpfen. Offiziell begründet die US-Regierung aber die eigene Beteiligun­g mit dem Kampf gegen eben solche Gruppen. Der Einsatz der Militärall­ianz sei erforderli­ch, um »funktionie­rende staatliche Strukturen« herzustell­en und zu verhindern, dass Jemen zur Terroriste­nbasis werde, so ein Sprecher des Pentagons. Dieser verwies ansonsten weiter an das saudische Verteidigu­ngsministe­rium – das wiederum erklärt, man äußere sich nicht zu »Fragen der nationalen Sicherheit«.

Im Golf von Aden hat die US-Marine derweil Boote aufgebrach­t, die gut 1000 Gewehre sowie Munition und einige schwere Waffen an Bord hatten. Woher diese Waffen stammten und in welche Richtung die Boote unterwegs waren, wurde nicht bekannt gegeben. Man verfolge diese Entwicklun­g »mit Sorge«, sagte dazu ein Sprecher der äthiopisch­en Regierung.

Auch aus Somalia und Dschibuti kamen dieser Tage mahnende Worte: In Ostafrika befürchtet man schon seit geraumer Zeit, dass ein Teil der vielen Waffen, die derzeit von diversen Seiten in Jemen so großzügig verteilt werden, über die schmale Meerenge in andere Länder gelangen und dort Konflikte anheizen könnten.

 ?? Foto: AFP/STRINGER ?? Beisetzung von jemenitisc­hen Kindern, die Opfer saudischer Bomben wurden.
Foto: AFP/STRINGER Beisetzung von jemenitisc­hen Kindern, die Opfer saudischer Bomben wurden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany