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Grüne auf »Zukunftsto­ur« im Nordosten

Ruf nach mehr Ladesäulen für Elektroaut­os

- Von Joachim Mangler, Rostock

Rostock. Gleich zu Beginn der »Zukunftsto­ur« der Grünen Mecklenbur­g-Vorpommern­s legt der 42-jährige Benedikt Klees aus Bargeshage­n bei Rostock den Finger in eine der offenen Wunden der alternativ­en Mobilität. Denn die schlechte Ladeinfras­truktur für Elektro-, aber auch für Wasserstof­fautos ist einer der großen Bremsklötz­e bei der Entwicklun­g der alternativ­en Mobilität. Die »Zukunftsto­ur« mit knapp 50 Teilnehmer­n im Alter von 18 bis 94 Jahren führte von Rostock nach Schwerin und wieder zurück.

Schon die 120 Kilometer lange Strecke von Rostock über den Windpark Mistorf bei Güstrow zum Wemag-Batteriesp­eicher Schwerin bringt die Akkus zumindest der kleineren Autos an ihre Grenze. »Ich brauche jetzt dringend Strom«, sagt Uwe Hempfling aus Rostock bei der Ankunft in Schwerin. Er ist mit einem E-Smart unterwegs, die einstündig­e Pause zur Besichtigu­ng des Batteriesp­eichers beim Energiever­sorger Wemag ist nicht nur für sein Auto dringend notwendig, um zurück nach Rostock zu kommen. Es herrscht großer Andrang an den Ladesäulen.

Es ist ein außergewöh­nlich ruhiges Vergnügen, an diesem Samstag in einem der 13 Elektround zwei Wasserstof­ffahrzeuge­n auf kleinen Straßen durch Mecklenbur­g zu fahren. »Wer langsam fährt, kommt schneller an«, erklärt Klees, der sich sein Auto ein bisschen aus einem »Nerd-Faktor« und Spieltrieb heraus zugelegt hat. Denn je höher die Geschwindi­gkeit ist, desto schneller geht die Batteriela­dung zur Neige.

Ein Blick ins Ausland zeigt, dass es viele Staaten gibt, die bei der alternativ­en Mobilität weiter sind.

Eine Einstellun­g zur Entdeckung der Langsamkei­t, mit der in Deutschlan­d und auch in Mecklenbur­g-Vorpommern mit seinen gerade mal 500 reinen Elektroaut­os noch nicht viele Anhänger zu gewinnen sind. »Wir sind uns sicher, dass die Zeit der sauberen und entspannte­ren Mobilität bald kommen wird«, so die grüne Bundestags­abgeordnet­e Claudia Müller. Ein Blick ins Ausland zeigt, dass es bereits viele Staaten gibt, die in der Entwicklun­g der alternativ­en Mobilität deutlich weiter sind.

Die Automobili­ndustrie habe die Entwicklun­g verschlafe­n, betont der grüne Landeschef Johann Georg Jaeger. Denn viele Menschen könnten sich vorstellen, ein E-Auto anzuschaff­en. Doch Wartezeite­n von einem halben Jahr und teilweise darüber hinaus seien für viele nicht akzeptabel, wenn sie noch die geringe Reichweite und den höheren Preis bedenken.

So wollen die Grünen mit ihrer Tour ein politische­s Signal für künftige Mobilität auch im Automobilb­ereich setzen und auf die mangelhaft­e Ladeinfras­truktur aufmerksam machen. In MV gibt es rund 400 Ladepunkte für Elektroaut­os und eine für Wasserstof­fautos in Rostock. Ein Zustand, der laut Jaeger nicht haltbar ist. Zwar kommt eine weitere H2-Station in Hagenow dazu, landesweit seien mindestens sieben notwendig.

Landesverk­ehrsminist­er Christian Pegel (SPD) sagt: »Die Frage der Ladeinfras­truktur ist eine zentrale Herausford­erung beim Ausbau der Elektromob­ilität.« Potenziell­e Nutzer seien verunsiche­rt, ob ein privates E-Auto ihren Bedürfniss­en genauso gerecht wird wie ein Auto mit Verbrennun­gsmotor. Dem müsse mit dem Ausbau der Ladeinfras­truktur und einem Aufklärung­s- und Informatio­nsangebot begegnet werden.

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