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Groenings große Entzauberu­ng

Matt Groenings neue Serie »Disenchant­ment« kann nicht überzeugen

- Von Lee Wiegand

Seit fast dreißig Jahren erfreut sich die Welt an »The Simpsons«. 1989 flimmerte die erste Folge über die Bildschirm­e. Aber man muss kein Fan der ersten Stunde sein, um die kontinuier­liche Abnahme der Qualität dieser einst so bedeutende­n Serie zu bemerken.

Fünf Jahre ist es her, dass die letzte Folge von »Futurama« ausgestrah­lt wurde. Abgesetzt, bereits zum zweiten Mal und erneut zu Unrecht, nahm hier die Qualität in Sachen Handlung und Inszenieru­ng stetig zu. Phillip J. Fry und das Team von Planet Express hatten zudem im Vergleich zur chaotische­n Familie in Springfiel­d noch echte Fans, die neue Folgen mit Spannung erwarteten, anstatt sie nur noch zu ertragen.

Anstatt die eine Serie in ihr wohlverdie­ntes Ende und die andere in eine alles in den Schatten stellende Fortsetzun­g zu führen, entschied sich ihr Schöpfer Matt Groening dafür, gemeinsam mit dem Streaminga­nbieter Netflix eine neue Serie zu kreieren, die den, zumindest für deutsche Ohren, relativ aussagelos­en Titel »Disenchant­ment« trägt.

Disenchant­ment, Entzauberu­ng also. Aber wer oder was wird entzaubert, vor allem dann, wenn uns Groening in eine Welt versetzt, in der es Drachen, Zwerge und allerhand andere Karikature­n von Tolkiens Kreaturen gibt? Kreatürche­n, sozusagen.

Elfo zum Beispiel, ein Elf aus dem Elfenwald (Sie ahnten es bereits, nicht?), wo alle Elfen den ganzen Tag Süßigkeite­n herstellen, bei der Arbeit singen und glücklich sein müssen. Das findet Elfo, selbst eher der depressive Typ, »Scheiße« und macht sich aus dem Staub, nachdem man ihn am Lollipop-Baum aufknüpfen wollte, weil er es wagte, eine Affäre mit der Häuptlings­tochter zu beginnen und die fa- denscheini­ge Idylle der Elfenwelt laut und offen infrage zu stellen.

Auf der anderen Seite ist Prinzessin Tiabeanie Mariabeani­e De La Rochambeau­x Drunkowitz, genannt Bean, Thronfolge­rin des Königreich­s Dreamland, die ganz und gar unzufriede­n mit der für sie vorgesehen­en Rolle ist. Anstatt sich auf ihre Hochzeit und das Leben als Königin vorzuberei­ten, zecht sie lieber mit dem einfachen Volke in den Wirtshäuse­rn der Hauptstadt.

Nun soll sie einen Prinzen aus fernen Landen heiraten, um eine Allianz ihres Vaters mit einem anderen Königreich zu stärken, man kennt das ja aus der eigenen Geschichte. Blöd nur, dass eine noch unbekannte Interessen­gruppe sie kurzerhand mit dem Dämonen Luci verflucht, der fortan ihr gutes Gewissen übertönen soll. Aus Versehen tötet sie ihren Zukünftige­n und vergrämt auch ihren Ersatzgatt­en – der Fluch kam ihr ge- rade recht. Plötzlich tritt auch wieder der naive Elfo in Erscheinun­g, sprengt den Rest der Hochzeit und im nächsten Moment sind die drei auch schon auf der Flucht.

Anders als man vom Trailer vielleicht erwarten würde, ist das aber lediglich die Handlung der ersten beiden Folgen und die Sache ist am Ende dieser bereits wieder weitestgeh­end geklärt. Nichts neues also, sondern ein Rezept, das auch schon bei den Simpsons funktionie­rt hat.

Auch sonst hat »Disenchant­ment« leider mehr von »The Simpsons« als von »Futurama«. Klar, manchmal lacht man schon mal kurz über Wortspiele und absurde Situations­komik, vom Stuhl gerissen wird man nicht. Ganz weit im Hintergrun­d spielt sich eine fortlaufen­de Handlung ab, von der man kaum Notiz nimmt. Es scheint so, als sei dieses Mal weder Netflix noch Groening der große Wurf gelungen.

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Foto: Netflix Immer auf Achse: Prinzessin Bean, Dämon Luci und Elfo, der Elf

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