nd.DerTag

Regelverst­oßgerecht

Uwe Kalbe über Maaßens Amtsverstä­ndnis und Seehofers Mentorenro­lle

-

Wissen ist Macht. Und weil Informatio­nshoheit Arbeitsgru­ndlage von Geheimdien­sten ist, beschert ihnen das außergewöh­nliche Macht. In Demokratie­n soll diese ausgeglich­en werden durch eine besondere Kontrolle – die des Parlaments. Man weiß, dass sie löchrig ist, letztlich vom guten Willen der Kontrollie­rten abhängt. Aber immerhin funktionie­rt das Ganze nach festen Regeln, deren Verletzung Folgen haben muss. Sollte. Kann.

Hans-Georg Maaßen fällte öffentlich ein politische­s Urteil über die Ereignisse in Chemnitz und missbrauch­te dafür die Autorität seines Amts. Das ist eine Regelverle­tzung. Und es lagen nicht einmal Fakten vor, die ihn stützten. Die von seinem Dienstherr­n, Innenminis­ter Seehofer, gestützte Selbstsich­erheit ließ den Behördench­ef alle Zurückhalt­ung vergessen. Auf seine Kappe geht damit, dass das Amtsverstä­ndnis seiner Behörde wieder einmal Gegenstand der Debatte wurde – zu Recht. Politberat­ung für die AfD nährt den alten Vorwurf, das Amt sei auf dem rechten Auge blind. Amtsgerech­t wäre sie aber auch nach den Behördenre­geln nicht. Ebenso wenig wie die Brüskierun­g der Bundeskanz­lerin, deren Urteil zu Chemnitz Maaßen in Zweifel zog. Indem Seehofer sich nun trotzdem zu ihm bekannte, machte er sich auch seine Regelverle­tzung zueigen. Man fragt sich, ob das nicht endlich auch für Seehofer Folgen haben kann. Sollte. Muss!

Newspapers in German

Newspapers from Germany