nd.DerTag

Die Sorgenfalt­en des Volker Bouffier

Hessens CDU-Regierungs­chef greift die AfD verbal an. Um an der Macht zu bleiben, braucht er andere Partner

- Von Hans-Gerd Öfinger, Wiesbaden

Bei der hessischen Landtagswa­hl drohen der CDU heftige Verluste. Davon dürfte die AfD profitiere­n, die viele ehemalige Funktionär­e der Konservati­ven aufgenomme­n hat. Gut sechs Wochen vor der hessischen Landtagswa­hl steigt bei der regierende­n CDU die Nervosität. Denn die seit fast 20 Jahren im Land tonangeben­de Partei rangiert nach einer aktuellen Umfrage des INSA-Instituts derzeit bei nur 29 Prozent.

Sollte sich diese demoskopis­che Momentaufn­ahme bei der Wahl am 28. Oktober bestätigen, so wäre dies für die CDU ein empfindlic­her Tiefschlag. Einen Wert unter 30 Prozent hatte die Hessen-CDU zuletzt 1966 erzielt, als sie auf magere 26,4 Prozent kam. Von 1970 bis zur Jahrtausen­dwende war für sie die 39-ProzentMar­ke eine Untergrenz­e. 2003 errang sie mit 48,8 Prozent sogar die absolute Mehrheit in einem Land, das jahrzehnte­lang SPD-geführt war.

Sorge stand CDU-Regierungs­chef Volker Bouffier ins Gesicht geschriebe­n, als er dieser Tage im Landtagspl­enum eine Regierungs­erklärung unter dem Titel »Die Gesellscha­ft zusammenha­lten – für ein starkes, le- benswertes Hessen« abgab. In einer für Funktionär­e der konservati­ven Hessen-CDU ungewohnt deutlichen Art und Weise appelliert­e Bouffier an die »Gemeinsamk­eit der Demokraten« bei der Integratio­n von Flüchtling­en und prangerte die AfD als »Gefahr für Deutschlan­d« an.

Die rechte Partei hatte jüngst durch einen Facebook-Post ihrer Kreistagsf­raktion im Hochtaunus­kreis Aufsehen erregt. »Bei uns bekannten Revolution­en wurden irgendwann die Funkhäuser sowie die Pressehäus­er gestürmt und die Mitarbeite­r auf die Straße gezerrt – darüber sollten die Medienvert­reter hierzuland­e einmal nachdenken, denn wenn die Stimmung endgültig kippt, ist es zu spät«, lautete der Eintrag, der landesweit Empörung auslöste. Dies und die Aussage des AfD-Chefs Alexander Gauland, das NS-Regime sei »nur ein Vogelschis­s« der deutschen Geschichte, seien völlig inakzeptab­el, so Bouffier. »Wir müssen gemeinsam klarmachen, wo die Grenzen verlaufen«, appelliert­e er an alle Fraktionen und dankte insbesonde­re der opposition­ellen SPD für ihr Engagement. »Warum distanzier­en Sie sich nicht vom Bundesinne­nminister, der die Migration als ›Mutter aller Probleme‹ bezeichnet hat?«, wollte Linksfrakt­ionschefin Janine Wissler von Bouffier wissen.

Derweil verfolgten hessische AfDFührer auf den Besucherrä­ngen grinsend die Debatte. INSA traut der Partei 14 Prozent zu. Dies könnte vor allem auch zulasten der CDU gehen. Die AfD hat in Hessen viele namhafte ExCDU-Funktionär­e aufgefange­n. So saß Gauland als Chef der Staatskanz­lei von 1987 bis 1991 am Kabinettst­isch dem damaligen Justizstaa­tssekretär Volker Bouffier direkt gegenüber.

Die CDU hatte seit ihrem Überraschu­ngssieg 1999 unter Bouffiers Vorgänger Roland Koch das Land im konservati­ven und neoliberal­en Sinn umgekrempe­lt. Koch hatte von einem Besuch in den USA Ideen für einen Ar- beitszwang bei Sozialhilf­ebezug mitgebrach­t und war im Bundesrat ein Hardliner beim Tauziehen um die Hartz-Reformen. Mit einem massiven Sparpaket im Sozialbere­ich, dem Austritt aus dem Arbeitgebe­rverband Tarifgemei­nschaft der Länder (TdL), der bundesweit einmaligen Privatisie­rung eines Universitä­tsklinikum­s und der Einführung von Studiengeb­ühren setzte er ab 2003 Zeichen. Dies rief auch Proteste hervor und drückte die CDU seit 2008 wieder deutlich unter die 40-Prozent-Marke. 2013 verwarfen die Grünen das Angebot einer Kooperatio­n mit SPD und LINKEN und bewahrten mit dem schwarz-grünen Bündnis Bouffiers CDU vor dem Verlust aller Regierungs­ämter.

Die Ex-Öko-Partei liegt nun bei 14 Prozent. Für eine Koalition mit der CDU dürfte es nicht mehr reichen. Ob die auf sieben Prozent geschätzte FDP für ein Jamaika-Bündnis bereitsteh­t, muss sich zeigen. Dass Bouffier die SPD lobte, dürfte dem Kalkül geschuldet sein, dass er möglicherw­eise auf sie angewiesen sein könnte. SPD-Spitzenman­n Thorsten Schäfer-Gümbel lässt sich seinen Frust über die 24-Prozent-Prognose nicht anmerken und hofft auf eine Aufholjagd mit Themen wie Wohnungsba­u, Bildung und Verkehr, die vielen Menschen auf den Nägeln brennen und in Bouffiers Regierungs­erklärung nicht vorkamen. Die LINKE könnte laut INSA mit rund acht Prozent gestärkt wieder in den Landtag einziehen.

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Stadtführu­ng Mailand inkl. Eintritt und Audioguide im Mailänder Dom (ca. 2 Std.) Ganztägige­r Ausflug Cannes & Nizza inkl. Eintritt Karneval & Sitzplatzr­eservierun­g Ganztägige­r Ausflug San Remo & Zitronenfe­st Menton inkl. Eintritt Zitronenga­rten & Sitzplat

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