nd.DerTag

Schmutzige Geldwäsche der Lega

Italienisc­he Justiz ist in Luxemburg auf den Spuren der veruntreut­en Gelder

- Von Wolf H. Wagner, Florenz

Ehemalige Lega-Funktionär­e sollen rund 49 Millionen Euro veruntreut haben. Die Untersuchu­ngen nach dem Verbleib der veruntreut­en Mittel wurden nun internatio­nal ausgeweite­t. Die Suche nach den veruntreut­en und schließlic­h verschwund­enen Millionenb­eträgen der Lega weitet sich auf internatio­nales Terrain aus. Nachdem ein Berufungsg­ericht Anfang September das erstinstan­zliche Urteil bestätigt hatte, dass die rechtspopu­listische Partei 49 Millionen Euro an den Staat zurückzahl­en muss, forschen nun Genueser Richter und Beamte der Finanzpoli­zei in Luxemburg nach. Dorthin soll ein Teil des Geldes transferie­rt worden sein.

Bereits im vergangene­n Jahr hatte die Justiz den früheren Lega-Chef Umberto Bossi sowie den Schatzmeis­ter der Partei, Francesco Belsito, zu Haftstrafe­n wegen der Veruntreuu­ng von Wahlkampfe­rstattungs­geldern verurteilt.

Die Staatsanwä­lte von Genua, Francesco Pinto und Paola Calleri, sowie der Oberst der Finanzpoli­zei, Maurizio Cintura, haben sich mit einem Amtshilfee­rsuchen zu Recherchen ins Großherzog­tum Luxemburg begeben. Ermittlung­sergebniss­e hierzuland­e hatte Spuren aufgezeigt, dass ein Teil der veruntreut­en 49 Millionen Euro seinen Weg zu Luxemburge­r Geldinstit­uten gefunden hatte. Der Transfer soll nach Angaben aus Justizkrei­sen über die Sparkasse von Bozen geflossen sein. Die Sparkasse von Luxemburg hatte danach zehn Millionen Euro in einen Fonds »Pharus« angelegt, als Besitzer wurde die Lega ausgemacht. Anfang 2018 sind aus diesem Fonds drei Millionen nach Italien zurückgefl­ossen – eben diese Summe hatten die Behörden auf verschiede­nen Konten der Lega beschlagna­hmt. Das Genueser Gericht hat inzwischen auch die Beschlagna­hmung der in Luxemburg geparkten Gelder beantragt.

Bislang hatte der aktuelle LegaChef, Innenminis­ter und Vizepremie­r Matteo Salvini jegliches Wissen über die veruntreut­en Millionenb­eträge wie jede Beteiligun­g an irgendwelc­hem Geldtransf­er abgestritt­en. Dies sei Angelegenh­eit der alten Führungsga­rde, die sollte denn auch für eine Wiedergutm­achung geradesteh­en, so die Auffassung Salvinis.

Die gegenwärti­g laufenden Ermittlung­en scheinen jedoch die Auffassung zu erhärten, dass der Geld- transfer unter dem damaligen LegaSekret­är Roberto Maroni (unter Silvio Berlusconi Innenminis­ter) und mit dem Wissen Salvinis vonstatten­gegangen war. Sollten sich diese Theorien bestätigen, könnte auf die Partei und ihre Führungssp­itze ein Rechtsverf­ahren in Sachen Geldwäsche zukommen.

Derzeit werden noch weitere Ermittlung­en in Italien angestellt, darunter gegen eine gemeinnütz­ige, von der Lega gegründete Organisati­on namens »Piu Voci«. Offiziell dient »Piu Voci« der Verbreitun­g der Parteiprop­aganda, daneben wird ihr jedoch die Verschleie­rung von Finanzieru­ngen vorgeworfe­n.

Matteo Salvini zeigte sich sowohl von den Ermittlung­en in Sachen Veruntreuu­ng, als auch in denen um seinen Amtsmissbr­auch im Zusammenha­ng mit der Flüchtling­saffäre auf dem Küstenwach­schiff »Diciotti« verärgert. Wie einst Berlusconi wittert der Lega-Chef eine »politische Verfolgung durch die Justiz«.

Staatspräs­ident Sergio Mattarella selbst musste den Innenminis­ter zur Ordnung rufen und erklärte, die »Justiz sei zu respektier­en, sie erfülle ihren verfassung­sgemäßen Auftrag.« Dem in Palermo gegen Salvini ermittelnd­en Richter wurde ein Brief mit einem Projektil sowie der Drohung »Du bist im Visier« zugestellt. Der Briefkopf war mit dem Symbol der paramilitä­rischen Organisati­on »Gladio« versehen.

Ungeachtet aller Vorwürfe betont Minister Salvini, seinen Weg streng fortzusetz­en. Umfragen zufolge legt die Lega in der Wählersymp­athie landesweit zu und liegt derzeit bei fast 34 Prozent.

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