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Kaum Platz für mehr Fahrgäste

- Über Fahrpreise und wer bezahlen muss

Nicolas Šustr Im Oktober 1989 senkte der rotgrüne Senat im damaligen WestBerlin den Preis für die Monatskart­e um die Hälfte – auf umgerechne­t 33 Euro. Ob das mehr Fahrgäste anlockte wie in anderen Städten zuvor, ließ sich nicht überprüfen. Durch den Mauerfall im November explodiert­e die Zahl der Passagiere ohnehin. Zeitgleich räumte der Senat auch mit gewachsene­n Anachronis­men des Angebots der Berliner Verkehrsbe­triebe auf. Statt mal alle zwölf oder neun Minuten fuhren Busse nun einheitlic­h im Zehn-MinutenTak­t. Das blieb, die Fahrpreise stiegen in den Sparjahren allerdings wieder exorbitant.

Wenn die Koalition ihr Verspreche­n einhält und Fahrkarten nicht teurer macht, bis ein neues Tarifsyste­m entwickelt wird, muss sie mehr Geld für den laufenden Betrieb in die Hand nehmen. Mit dem zwischenze­itlich weiter verbilligt­en Sozialtick­et wurde der BVG schon Geld entzogen. Das ist durchaus in Ordnung, muss aber auch wieder ausgeglich­en werden. Denn das Unternehme­n braucht dringend mehr Mittel, um die angesichts der permanente­n Personalno­t dringenden Einkommens­erhöhungen für ihr Personal stemmen zu können. Insgesamt muss die Schichtpla­nung beschäftig­tenfreundl­icher werden. Das geht auf die Effizienz, kostet also auch zusätzlich­es Geld.

Erst wenn die BVG wieder in der Lage ist – mit neuen Straßenbah­nstrecken und mehr Fahrzeugen – mehr Kapazität anzubieten, kann Berlin anfangen, zusätzlich­e Fahrgäste aktiv anzulocken.

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Foto: nd/Ulli Winkler

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