Das Erdgas stinkt die Bürger an
CE Petroleum GmbH stößt mit ihren Plänen am Schwielochsee auf Widerstand
Die Firma CEP erkundet in einem 330 Quadratkilometer großen Gebiet eine Lagerstätte von Erdöl und Erdgas. In Guhlen und Umgebung ist das Projekt bei einem Teil der Bevölkerung nicht willkommen. Auf einem Waldweg kurz vor der Ortschaft Guhlen (Dahme-Spreewald) wird eine junge Frau gefragt, ob sie verraten könne, wo entlang es zum Bohrplatz gehe. »Nur wenn Sie dagegen sind«, antwortet die Frau, schmunzelt und zeigt die Richtung. »Da hinten links.«
Hinten links lichtet sich der Wald, an dessen Saum zwei Polizeiautos im Schatten parken, und es geht hinaus auf eine Wiese. Dort stehen eingezäunt Container, ein Kran und anderes technisches Gerät. Am Ende eines blauen Rohrs loderte vorhin noch eine Gasflamme. Die Central European Petroleum GmbH (CEP) fackelt hier Erdgas ab, das bei einer Probebohrung aus dem Erdreich tritt.
In einem 330 Quadratkilometer großen Gebiet am Schwielochsee möchte die Tochterfirma eines kanadischen Konzerns Erdöl und Erdgas fördern. Derzeit befindet sich die Firma noch in der Phase der Erkundung der Lagerstätte. Bis es richtig losgeht – wenn überhaupt – vergehen sicher noch Jahre. Es ist zwar bekannt, dass es die Rohstoffe dort gibt. Ob sich die Förderung lohnt, sei aber noch nicht hundertprozentig klar, versichert CEP-Kommunikationschef Stephan Grafen. »Vor der Hacke ist es duster«, zitiert er einen alten Bergmannsspruch.
Doch die Bürgerinitiative »Gegen Gasbohren im Oberspreewald« wartet die Ergebnisse nicht ab. Sie protestiert jetzt schon: vor zwei Wochen vor dem Gasthof in Goyatz, wo die CEP über ihre Pläne informierte, und nun am späten Mittwochnachmittag vor dem Bohrplatz in Guhlen.
Die Anwohner haben Angst. Einer berichtet, sein abgelegenes Grundstück habe keinen Trinkwasseranschluss. Er sei auf seinen Brunnen angewiesen. Aber alle haben die Bilder gesehen, die zeigen, wie nach Öl- und Gasbohrungen in den USA nur noch eine ungenießbare schmutzige Brühe aus den Wasserhähnen kam, weil das Grundwasser verseucht wurde.
Kommunikationschef Grafen versteht die Sorgen, nennt sie jedoch unbegründet. Völlig auszuschließen sei natürlich nie, dass irgendetwas schiefgeht. Aber er vertraue seinen Fachleuten. Brunnenbauer erledigen den ersten Teil der Bohrung, die mit Stahl und Beton abgedichtet durch die süßwasserführende Schicht bis in 2500 Tiefe getrieben wird.
Bis zu 45 Bohrungen sind beantragt und genehmigt. Das heiße aber nicht, dass CEP die Gegend mit Bohrlöchern »zutackern« werde, beschwichtigt Grafen. Bei Guhlen gebe es drei Bohrlöcher. Eine Bohrung sei bereits 2016 erfolgt, die zweite werde jetzt seitlich durch das selbe Bohrloch geführt. Eine dritte Bohrung solle noch gemacht werden, aber wann, sei unklar.
Bei sich trägt Grafen wie alle Kollegen ein Gerät, dass ihn im Notfall vor einer zu hohen Konzentration austretenden Sauergases warnen würde. Auch einen Atemfilter hat er wie vorgeschrieben für einen solchen Ernstfall am Mann. Damit könnte die Belegschaft an einen Sammelplatz außerhalb des Bohrplatzes flüchten. Frisch rasiert müssen die Arbeiter zum Dienst antreten, damit eine Atemmaske glatt am Gesicht anlie- gen kann. Doch wegen dieser Schutzausrüstung müssten sich die Bürger keine Gedanken machen. Für Anwohner und Spaziergänger rund um den Bohrplatz gebe es keine Gefahr, versichert die CEP.
Unermüdlich erzählt Grafen den aufgebrachten Demonstranten diese Dinge. Mit den Worten »noch mal« leitet er seine Äußerungen wiederholt ein, da immer wieder jemand mit seinen Bedenken dazutritt, der das Gespräch bislang nicht verfolgt hat.
Irgendwann erkundigt sich Grafen: »Würde es helfen, wenn ich mal eine Führung über den Bohrplatz mache.« Die Reaktion ist einhellig und eindeutig. »Ganz und gar nicht, da wir von der Technik sowieso nichts verstehen«, antwortet Thomas Jacob, Sprecher der Bürgerinitiative. Die Ablehnung ist prinzipiell. »Der Kapitalmus beutet die Erde aus, Wälder werden gerodet, Erdöl wird gefördert«, sagt Jacob. Es gehe nur um den Profit, auf die Zukunft der Menschheit werde keine Rücksicht genommen. Die klare Ansage an CEP: »Wir wollen Sie hier nicht haben. Wir brauchen ihr Erdöl nicht. Wir bekommen das Öl für unser Benzin aus Russland, aus dem dünn besiedelten Sibirien.«
Aber hier am Schwielochsee, in der herrlichen Landschaft, im Naturschutzgebiet, wo die Hinweise der Landgasthöfe und Pensionen an den Durchgangsstraßen der Dörfer stehen, da sollen die Feriengäste nicht verschreckt werden und da sollen auch die Einheimischen ruhig schlafen dürfen.
120 Männer und Frauen haben sich nach Angaben von Jacob in die Mitgliederliste der Bürgerinitiative eingetragen. Bei der Kundgebung sind nach einer Stunde noch 37 Personen anzutreffen, aber etliche sind inzwischen schon wieder gegangen.
Regisseur Thomas Jacob weiß Widerstand zu organisieren. Er hat schon für die Volksinitiative der Windkraftgegner gesprochen und ein Bündnis auf die Beine gestellt, das die Umbenennung der Kurmark-Kaserne in Storkow forderte, weil die Bundeswehr angesichts eines gleichlautend bezeichneten Truppenübungsplatzes der Waffen-SS hier eine fatale Traditionspflege betreibe. Diese Kämpfe hat Jacob mehr oder weniger verloren. Das ist für ihn jedoch kein Grund zum Aufgeben. In Sachen CEP schwebt ihm eine Mahnwache am Potsdamer Landtag vor.