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Geld für alte Tagebaue muss erst verdient werden

Die Lausitzer Energie AG reagierte auf Vorwürfe der Umweltschu­tzorganisa­tion Greenpeace

- Von Andreas Fritsche

Drei Milliarden Euro werde die Renaturier­ung ehemaliger Tagebaue in der Lausitz den Betreiber kosten, sagt Greenpeace – und zweifelt an, dass die LEAG diese Summe wird aufbringen können. Die Lausitzer Energie AG (LEAG) sei finanziell so ausgestatt­et, dass sie ihre Verbindlic­hkeiten »jederzeit und im vollen Umfang« erfüllen könne. Das teilte die LEAG am Mittwochab­end mit. »Die von Greenpeace aufgestell­te Behauptung, die LEAG schreibe › hohe Verluste‹, weist das Unternehme­n als falsch und bewusst geschäftss­chädigend zurück«, heißt es in einer Presseinfo­rmation.

Offensicht­lich gehe es der Umweltorga­nisation Greenpeace »primär darum, die Braunkohle­nindustrie zu zerstören, ohne Rücksicht auf die Sicherheit der Energiever­sorgung, auf die Kosten für die Steuerzahl­er, auf die betroffene­n Regionen und die Menschen, die dort leben und arbeiten«, sagte der LEAG-Vorstandsv­orsitzende Helmar Rendez. Für die Wiedernutz­barmachung von Bergbaufol­gelandscha­ften habe die LEAG wie gesetzlich gefordert angemessen­e Rückstellu­ngen gebildet, die jährlich von Wirtschaft­sprüfern testiert werden. Es werden laufend Gelder für die Rekultivie­rung ehemaliger Braunkohle­tagebaue zurückgele­gt, aber gleichzeit­ig auch laufend zweckentsp­rechend verwendet.

»Wer auch nur einen Funken Verständni­s für wirtschaft­liche Zusammenhä­nge hat, den kann es nicht überrasche­n, dass notwendige Rückstellu­ngen über einen geplanten Zeitraum im laufenden Geschäft erwirtscha­ftet werden müssen«, sagte Rendez. »Wird dafür die wirtschaft­liche Grundlage durch politische Eingriffe entzogen, dann ist es nur folgericht­ig, wenn die Politik dafür die Verantwort­ung übernimmt.«

Da liegt der Hase im Pfeffer. Erst in der vergangene­n Woche hatte Brandenbur­gs Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (SPD) davor gewarnt, die Laufzeiten der Tagebaue und Kraftwerke in der Lausitz künstlich zu verkürzen, weil dann das Geld für die Rekultivie­rung nicht erwirt- schaftet werden könnte und der Steuerzahl­er auf den Kosten sitzenblei­ben würde.

Ausgangspu­nkt der Presseinfo­rmation des Energiekon­zerns ist eine Presseerkl­ärung von Greenpeace gewesen. Die Umweltorga­nisation hatte bei der Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­t Cordes + Partner eine Stellungna­hme in Auftrag gegeben – zu ausgewählt­en Sachverhal­ten beim 2016 angebahnte­n Verkauf der deutschen Braunkohle­sparte des schwedisch­en Staatskonz­erns Vattenfall an ein Konsortium aus der tschechisc­hen Energie- und Industrieh­olding (EPH) und der Investment­firma PPF. Dabei kam die LEAG als Tochter der EPH heraus.

»Die Wirtschaft­sprüfer kommen vor dem Hintergrun­d, dass die LEAG-Tagebaue (konservati­v) geschätzte drei Milliarden Euro an Rekultivie­rungskoste­n verschling­en werden, gleichzeit­ig aber ein Kohleausst­ieg vor der Tür steht, zu einem insgesamt alarmieren­den Fazit«, fasste Greenpeace-Energieexp­erte Karsten Smid die Stellungna­hme zusammen. »Irre! Während in der Lau- sitz rote Zahlen geschriebe­n werden, verwandeln sich die realen, schwindele­rregenden Verluste im dreistelli­gen Millionenb­ereich in den Büchern der tschechisc­hen Investoren auf wundersame Weise in Bilanzgewi­nne in Höhe von einer halben Milliarde Euro.«

Wie das Husarenstü­ck erklärbar sei? Der Wert der LEAG steige, weil die Investoren mit abweichend­en Annahmen wie Zinssätze, Schätzwert­e der Renaturier­ungskosten oder längeren Betriebsla­ufzeiten der Tagebaue und Kraftwerke rechne, als ursprüngli­ch von Vattenfall geplant. Dies stehe im Widerspruc­h zu den klimapolit­ischen Verpflicht­ungen Deutschlan­ds. Die zwischen Vattenfall und EPH geschlosse­nen und wie ein Staatsgehe­imnis gehüteten Verträge seien allerdings vermutlich wasserdich­t und juristisch unanfechtb­ar, gestand Schmid.

LEAG-Vorstandsc­hef Rendez betonte derweil, die Wirtschaft­sprüfer von Cordes + Partner hätten nichts herausgefu­nden, das nicht ohnehin in den veröffentl­ichten Bilanzen stünde.

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