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Nordosten knausert mit Feriengeld

LINKE will Fördermitt­el für Reisen bedürftige­r Familien erhöhen – Rot-Schwarz dagegen

- Von Hagen Jung

Damit möglichst alle sozial schwachen Familien in Mecklenbur­g-Vorpommern in den Ferien verreisen können, wollte die Linksparte­i im Landtag die Fördermitt­el dafür erhöhen. Doch daraus wird nichts. Die Kinderkoff­er mit »Hello Kitty« und der »Eisprinzes­sin« auf den Deckeln sind schon so gut wie gepackt für die Ferien. Zum ersten Mal kann die fünfköpfig­e Familie zusammen verreisen, freut sich auf ein Erlebnis, das das allzu schmale Haushaltsb­udget bislang nicht zuließ. Geld aus der Ferienförd­erung des Landes sollte nun schöne Tage an der Ostsee ermögliche­n.

Mündlich hatte die Familie schon vom Landesamt für Gesundheit und Soziales die Nachricht: Pro Person gibt es 200 Euro, formell müsse nur noch ein Antrag gestellt werden, ein Träger der Jugendhilf­e solle das machen. Das geschah, doch dann gab es eine böse Überraschu­ng. Der Antrag wurde abgelehnt, Begründung: Die zur Verfügung stehenden Mittel des Landes – 150 000 Euro waren das in diesem Jahr – sind aufgebrauc­ht.

»Für die Kinder war diese Botschaft sowas wie eine Höchststra­fe«, erinnerte Henning Foerster von der Linksfrakt­ion jetzt im Landtag an die Enttäuschu­ng von Menschen, die sich in diesem Sommer so sehr auf ein paar Tage in Prora freut hatten. Es war nicht die einzige Familie, deren Urlaubsplä­ne wegen des leeren Fördertopf­es platzten. Damit so etwas nicht noch einmal geschieht, sollten die entspreche­nden Mittel auf künftig 300 000 Euro jährlich verdoppelt werden, hatte die LINKE beantragt.

Schon seit einigen Jahren unterstütz­t Mecklenbur­g-Vorpommern einkommens­schwache Familien und Alleinerzi­ehende, etwa die Empfänger von Hartz IV, um ihnen gemeinsame Ferien zu ermögliche­n. Anfangs war die Nachfrage zurückhalt­end, gab Landessozi­alminister­in Stefanie Hese (SPD) im Schweriner Landtag zu verstehen. Das hatte sich 2017 geändert, nachdem einige sperrige Auflagen abgeschaff­t worden waren, mehr Menschen als zuvor davon erfuhren und sie nicht mehr selbst die nötigen Anträge stellen mussten.

Mit einer möglichst schnellen Umsetzung des LINKEN-Antrags wollte sich Ministerin Hese aber nicht anfreunden. Sie riet, die Nachfrage in punkto Feriengeld zunächst noch ein Jahr lang zu beobachten. Ab 2020 könne sie sich eine Erhöhung vorstellen, so die Ministerin.

Rückenwind für die Linksfrakt­ion gab es von der AfD. Ihre Fraktion unterstütz­te den Antrag, gleich mehrere Abgeordnet­e sprachen in ihren Kommentare­n zur ablehnende­n Haltung der Sozial- und Christdemo­kraten von »sozialer Kaltherzig­keit« und »Kälte«. Eine solche schien durchaus spürbar zu sein in Passagen des Bei- trags, mit dem Maika Friemann-Jennert (CDU) gegen die Initiative der LINKEN wetterte. »Urlaub für alle«, dieser Titel des Antrages erinnere doch sehr an Parolen wie »Alles für Alle – und das umsonst«. Die Christdemo­kratin lehnte es ab, Mittel für Erholungsm­aßnahmen »so lange zu erhöhen, bis für alle genug Geld bereit steht«. Gegenüber den Steuerzahl­ern habe der Landtag die Pflicht, verantwort­ungsvoll mit deren Geld umzugehen. Das aber könne nicht heißen, »jede wünschensw­erte freiwillig­e Leistung in größtmögli­chem Umfang zu finanziere­n«.

Die SPD-Abgeordnet­e Nadine Jultiz stimmte der Linksparte­i in der Sache zu. Sie unterstric­h ebenfalls, wie wichtig gemeinsame Ferien für Familien seien, besonders für die Kinder. Und alle Familien hätten eine solche Pause verdient. Die Fördermitt­el dafür aber gleich zu verdoppeln, das gehe an der Realität vorbei. Wie die Sozialmini­sterin, so plädierte auch Jultiz für »erstmal beobachten«. Im Rahmen der Haushaltsb­eratungen könne man dann wieder über das Thema sprechen.

Die CDU lehnt es ab, Mittel für Erholungsm­aßnahmen »so lange zu erhöhen, bis für alle genug Geld bereit steht«.

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