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Stets von der Pike auf

Max Münch kickte einst für die Leipziger Top-Klubs – und trägt nun stolz das Trikot der Nationalma­nnschaft des Fleischer-Vernande

- Von Filip Lachmann, Leipzig

Es ist ein außergewöh­nlicher Werdegang, den Max Münch durchlaufe­n hat. Bevor sich der Sachse der Metzgerzun­ft verschrieb, war für ihn eine Karriere als Profi-Kicker zum Greifen nah. Am Samstag präsentier­t sich auf Leipzigs Augustuspl­atz die deutsche Fußballnat­ionalmanns­chaft – nicht etwa die des DFB, sondern die des DFV, des Deutschen Fleischer-Verbandes. Anlass ist der Tag des Handwerks. Im Aufgebot der Jungfleisc­her steht dann auch Max Münch.

Bevor sich Mann aus Lommatzsch der Metzgerzun­ft verschrieb, war für ihn eine Karriere als Profi-Kicker zum Greifen nah. Als talentiert­er Ballkünstl­er besuchte der heute 25-Jährige Sachse einst das Riesaer Sportgymna­sium. Sein geschickte­r Umgang mit dem runden Leder ließ alsbald größere Vereine auf ihn aufmerksam werden. Und so zog er mit 15 Jahren in eine Spieler-WG des FC Sachsen Leipzig. Infolge der späteren Vereins-Insolvenz wurden die Nach- wuchsmanns­chaften vom seinerzeit frisch gegründete­n RB Leipzig übernommen. Münch wähnte sich beim heutigen Bundesligi­sten schon fast am Ziel seiner Träume, da beendete eine schwere Sprunggele­nkverletzu­ng abrupt seine fußballeri­sche Karriere. Zwar versuchte er bei Lok Leipzig ein Comeback, musste aber letztlich seinem Körper Tribut zollen. Immerhin hat Münch das Kunststück vollbracht, für alle drei großen Klubs der Stadt aufzulaufe­n.

Nachdem die Verletzung das Aus als Leistungss­portler besiegelte, besann sich Münch auf die berufliche Leidenscha­ft, die ihm bereits in die Wiege gelegt wurde. Als Spross einer über vier Generation­en reichenden Fleischerf­amilie überlegte er nicht lange, wohin die Reise nun gehen sollte. »Mein Vater hätte nie von mir verlangt, irgendwann das Unternehme­n zu übernehmen. Es war von Anfang an mein eigener Wunsch, den Familienbe­trieb nicht nur eines Tages fortzuführ­en, sondern auch weiterzuen­twickeln«, sagt der junge Fleischerm­eister. Wer sich mit Münch unterhält, spürt nicht nur die Zielstrebi­gkeit und klare Vision in seinem Handeln, sondern fragt sich unweigerli­ch, ob der Tag des Mittzwanzi­gers gar 48 Stunden hat. Die Berufs- und Lebenserfa­hrung, die er in den vergangene­n zehn Jahren sammelte, würden mühelos auch die doppelte Zeitspanne ausfüllen.

So wechselte er zunächst zurück nach Riesa, um sein Fachabitur zu absolviere­n. Mit dem Abschluss in der Tasche startete er eine Ausbildung als Koch – und zwar in Leipzig. »Während der Zeit in der Fußball-WG besuchte ich hier die Fachobersc­hule, wo ich mein Pflichtpra­ktikum in der Küche des Restaurant­s ›Macis‹ absolviert­e«, erklärt Münch. Er habe sich ganz bewusst entschiede­n, den Beruf von der Pike auf zu lernen.

Es verwundert kaum, dass er schon damals an die Zukunft dachte: »Gerade im Bereich Partyservi­ce und Catering hat unsere Fleischere­i noch großes Entwicklun­gspotenzia­l, für das ich mit der Ausbildung zum Koch die entspreche­nde Grundlage legen wollte.« Bereits nach zweieinhal­b Jahren schloss er die Lehre erfolgreic­h ab.

Direkt im Anschluss zog es ihn nach Österreich. Dort sammelte Münch während eines anderthalb­jährigen Aufenthalt­s weitere Praxis- erfahrung. Mit diesem Rüstzeug kehrte die zielstrebi­ge Jungfachkr­aft in den elterliche­n Betrieb zurück. Doch statt direkt ins Geschäft einzusteig­en, drückte Münch erneut die Lehrbank – diesmal als Fleischerl­ehrling. In gewohnt flinker Manier raste der passionier­te Biker regelrecht zum Fleischerm­eistertite­l.

Zwei Jahre für die Ausbildung (den Stoff des dritten Lehrjahres eignete er sich parallel im Selbststud­ium an) sowie weitere elf Wochen für den Meistertit­el an der Schule in Landshut – und fertig ist einer der jüngsten Fleischerm­eister Sachsens. Sämtliche Prüfungen legte er natürlich mit Bravour ab. »Mein Vater benötigte meine Unterstütz­ung im Betrieb, also habe ich mich etwas beeilt«, sagt er schmunzeln­d.

Max Münchs außergewöh­nlicher Werdegang blieb in Verbandskr­eisen keineswegs unbeachtet. Und so überrascht es wenig, dass der leidenscha­ftliche Fleischer schließlic­h für die noch junge Fußballnat­ionalmanns­chaft des DFV nominiert wurde – und somit doch noch das Nationaltr­ikot überstreif­en darf.

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Foto: Filip Lachmann Max Münch, Fleischerm­eister in vierter Generation

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