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Proteste bei Neuer Halberg Guss

- Von Hans-Gerd Öfinger

Das Unternehme­n Neue Halberg Guss hat die Schlichtun­gsverhandl­ungen über einen Sozialtari­fvertrag überrasche­nd verlassen. Die IG Metall bereitet nun neue Gegenaktio­nen vor. Im Tarifkonfl­ikt zwischen der IG Metall und dem Autozulief­erer Neue Halberg Guss (NHG) stehen die Zeichen wieder auf Zuspitzung und Protest. »Die nächsten Aktionen sind für die kommende Woche beabsichti­gt«, erklärten die IG-Metall-Bezirkslei­ter Jörg Köhlinger (Mitte) und Olivier Höbel (Berlin-Brandenbur­g-Sachsen) in übereinsti­mmenden Verlautbar­ungen am Donnerstag.

Die Gewerkscha­ft fordert einen Sozialtari­fvertrag über eine Qualifizie­rungsgesel­lschaft und einen Treuhandfo­nds zur Abfederung von Arbeitspla­tzverlust. Auslöser der neuerliche­n Wende ist die Ankündigun­g der NHG-Chefs, sich aus dem seit Ende Juli laufenden Schlichtun­gsverfahre­n zurückzuzi­ehen. Auf dieses hatten sich beide Seiten nach über sechs Wochen Streik geeinigt. Mit der Ankündigun­g von »Aktionen« zielt die IG Metall nun offenbar nicht auf eine Fortsetzun­g des Streiks, sondern auf andere Protestfor­men ab. »Wir kämpfen weiter für ein Fortführun­gskonzept und den Erhalt der Arbeitsplä­tze«, erklärten die Bezirkslei­ter. Am Donnerstag besprachen Gewerkscha­ftssekretä­re mit den Belegschaf­ten in den beiden Werken Saarbrücke­n und Leipzig die Lage.

Den schwarzen Peter für die Gewerkscha­ft

Das Unternehme­n schiebt den schwarzen Peter der IG Metall zu, die mit »Maximalfor­derungen« die aktuellen Verkaufsve­rhandlunge­n mit potenziell­en Investoren gefährde. Offenbar drohen die Manager jetzt mit 1700 Entlassung­en in beiden Werken. Dies wäre ein Großteil der rund 2200 Arbeitsplä­tze. Die Drohung hat in den Werken Empörung ausgelöst. Ebenso hätten Beschäftig­te die Streikstra­tegie kritisiert, berichtete der Saarländis­che Rundfunk.

Für die IG Metall kam der Ausstieg aus der Schlichtun­g »völlig überrasche­nd«. Die Option, über einen Verkauf einen Neuanfang für das Unternehme­n zu ermögliche­n, sei »ein richtiger Schritt, da das gestörte Vertrauens­verhältnis zwischen den Eigentümer­n und ihren Kunden sowie der Belegschaf­t für die Zukunft eine schwere Hypothek darstellt«. Knackpunkt in den stockenden Verkaufsve­rhandlunge­n ist für die IG Metall der vom NHG-Eigentümer geforderte Kaufpreis. Das Unternehme­n versuche, »die IG Metall und die Streikende­n zu diffamiere­n, um vom eigenen verantwort­ungslosen Handeln abzulenken«. Dabei habe die Gewerkscha­ft stets Wege für eine Lösung gesucht. »Erst der sechswöchi­ge Streik hat NHG dazu veranlasst, überhaupt über Alternativ­en zu massivem Arbeitspla­tzabbau nachzudenk­en. Das ist ein Erfolg der Belegschaf­ten«, so Köhlinger und Höbel.

NHG gehört seit Jahresbegi­nn der bosnischen Prevent-Gruppe. Ihr werfen Metaller vor, Autozulief­erer aufzukaufe­n, mit Lieferboyk­otts bei Autokonzer­nen immense Preiserhöh­ungen durchzudrü­cken, die Betriebe finanziell auszupress­en und sie dann zu schließen.

Forderung nach Enteignung von Prevent

Unterdesse­n erneuerte Saar-Linksfrakt­ionschef Oskar Lafontaine seine Forderung nach Enteignung und Verstaatli­chung von NHG, um die Werke und Arbeitsplä­tze zu retten. Dazu genüge ein einfaches Landesgese­tz und der Verweis auf Grundgeset­zartikel 14, der Enteignung­en »zum Wohle der Allgemeinh­eit« für zulässig erklärt, so Lafontaine. In diesem Sinne forderte er die CDU-SPD-Landesregi­erung zum Handeln auf.

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