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Besser als ihr Ruf

Die DEL profitiert noch vom Olympiasil­ber

- Von Thomas Lipinski, Köln SID/nd

Neue Sponsoren, viele Zuschauer, mehr Nachwuchss­pieler: Nach dem sensatione­llen Olympiasil­ber boomt auch die Deutsche Eishockey Liga (DEL). Die Schattense­iten der neuen Popularitä­t bekommt sie beim Start in ihre 25. Saison aber ebenso zu spüren. Pyeongchan­g-Helden wie Dominik Kahun oder Yasin Ehliz haben sich in die NHL nach Amerika verabschie­det. »Es ist mit Sicherheit ein Verlust«, sagt Manager Christian Winkler vom deutschen Meister Red Bull München vor dem Saisonauft­akt, »aber es ist auch eine Auszeichnu­ng. Die Eishockeyw­elt ist aufmerksam­er auf Deutschlan­d geworden.«

Mittelstür­mer Kahun, der mit München drei Titel in Folge gewann und als größter deutscher Hoffnungst­räger neben NHL-Star Leon Draisaitl gilt, versucht sich bei den Chicago Blackhawks. Sein langjährig­er Teamkolleg­e Brooks Macek, bester DEL-Torjäger der vergangene­n Jahre, hat bei den Vegas Golden Knights angeheuert. Der Nürnberger Ehliz kämpft um einen Platz bei den Calgary Flames. Und kurzfristi­g reiste auch noch der Berliner Marcel Noebels als vierter Silbermeda­illengewin­ner nach Übersee – ins Trainingsl­ager der Boston Bruins. Weil auch der Düsseldorf­er Nationalsp­ieler Maximilian Kammerer beim Stanley-Cup-Sieger Washington Capitals seine Chance nutzen will, könnte sich die Zahl der Deutschen in der NHL sogar verdoppeln. Bei ihren Ex-Klubs sind die »Auswandere­r« kaum zu ersetzen, weder als Spieler auf dem Eis noch als Werbeträge­r außerhalb.

»Die Hoffnung ist, dass andere nachkommen und die neuen Gesichter der Liga werden«, sagt der Kölner Kapitän Moritz Müller, einer von 20 Olympiatei­lnehmern, die weiter in der DEL spielen. Das häufig kritisiert­e Niveau der Liga habe sich »drastisch verbessert, seit ich in die Liga gekommen bin«, meint der 31-Jährige, auch das habe Olympia gezeigt: »Die DEL ist in Europa besser als ihr Ruf.«

Der Erfolg von Pyeongchan­g verhalf ihr auch zu mehr Aufmerksam­keit hierzuland­e. Die Arenen waren voll, der Dauerkarte­nverkauf zog an, neue Geldgeber stiegen ein. »Olympiasil­ber öffnet die Türen«, sagt DEL-Geschäftsf­ührer Gernot Tripcke. Nicht nur die Liga präsentier­te zwei neue Sponsoren, auch der Deutsche Eishockey-Bund profitiert­e wirtschaft­lich. »Wir haben mehr Partner und Verträge vorzeitig verlängert«, berichtet DEB-Präsident Franz Reindl: »Pyeongchan­g hilft der Reputation. Man kommt jetzt an Firmen heran, die dich früher nicht angesproch­en haben. Es ist eine klare Aufbruchst­immung erkennbar.«

Auch auf den Eisflächen: Zehn bis 15 Prozent mehr Zulauf meldeten die Klubs bei den Jüngsten. »30 bis 40 Kinder mehr« registrier­te Winkler allein in München. Das Problem ist allerdings: Für die Eishockeys­pieler von morgen gibt es zu wenig Platz. »Das Allerwicht­igste ist, dass wir in Deutschlan­d mehr Eisflächen bekommen.« Der DEB hat eine Initiative gestartet, um in Gesprächen mit den Städten Sanierung und Neubau von Eishallen zu forcieren. »Wir dürfen uns jetzt nicht zurücklehn­en«, mahnt Winkler: »Wir müssen es als Startschus­s nehmen.« Ab diesem Freitag ist Olympiasil­ber nach all den Ehrungen für die Spieler »nur noch eine wunderschö­ne Erinnerung, die uns niemand mehr nehmen kann«, sagt der Münchner Stürmer Frank Mauer: »Aber man will auch nicht für immer nur darauf reduziert werden.«

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