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Einfacher als gedacht

Der Wechsel vom Schwimmbec­ken ins Ruderboot hat sich für Oliver Zeidler gelohnt – er fährt um eine WM-Medaille

- Von Erik Roos, Plowdiw SID/nd

Sein Wechsel aus dem Wasser auf das Wasser hat sich gelohnt. Im Rekordtemp­o hat sich der einstige Schwimmer Oliver Zeidler im Einer in die Weltelite gerudert – und will das auch bei der WM beweisen. Oliver Zeidler saß in der aufblasbar­en Eistonne, strecke die Füße von sich und grinste zufrieden. »Das war einfacher, als ich gedacht habe. Jetzt liebäugle ich mit einer Medaille«, sagte der Ruderneuli­ng am Freitag nach seinem souveränen Einzug ins WM-Finale. Dann schüttelte der 22Jährige die kleinen Eiswürfel ab, entstieg dem kühlen Nass und genoss die Sonne von Plowdiw. Für Zeidler ist die Medaille bei diesen Weltmeiste­rschaften im traditions­reichen Einer in der Tat zum Greifen nahe. Im Halbfinale lieferte er sogar dem großen Tschechen Ondrej Synek, der in Bulgarien den fünften WM-Titel in Folge anstrebt, einen großen Kampf. Am Ende lag Synek nur eine halbe Bootslänge vor dem Ingolstädt­er. »Ein bisschen mehr wäre noch drin gewesen. Ich weiß aber nicht, was Synek dann gemacht hätte. Wir sind beide fit. Im Finale entscheide­t es sich«, sagte Zeidler.

Sein Saisonziel hat Zeidler ohnehin schon jetzt erreicht. Bis vor zwei Jahren war der Quereinste­iger noch Schwimmer, dann wechselte er die Sportart. »Mein Saisonziel habe ich jetzt erreicht, ich wollte ins Finale. Jetzt ist alles nur noch Bonus«, sagte der Enkel von Ruder-Olympiasie­ger Hans-Johann Färber und fügte an: »Im Finale schätze ich vier der sechs Starter etwas stärker ein – darunter auch mich.« Sollte Zeidler am Sonntag tatsächlic­h auf dem Treppchen landen, wäre das eine dicke Überraschu­ng. Letzter Deutscher auf dem Podest war Marcel Hacker, der 2013 in Südkorea zu Bronze gerudert war. Hacker ist bis heute auch der letzte Starter des Deutsche Ruderverba­ndes (DRV), der Silber (2006) und Gold (2002) bei einer WM holte.

Den Einzug ins Finale schafften am Freitag auch die Vierer-Olympiasie- gerin Annekatrin Thiele aus Leipzig im Einer sowie die Medaillenk­andidaten Timo Piontek und Lars Hartig aus Koblenz und Friedrichs­tadt im Doppelzwei­er. Beiden Booten reichte in ihren Läufen ein dritter Rang. Der DRV ist am Finalwoche­nende somit in sechs der 14 olympische­n Klassen mit einem Boot vertreten. Größte Goldhoffnu­ng des Wochenende­s ist der Deutschlan­d-Achter, der am Sonntag um die erfolgreic­he Titelverte­idigung kämpft. Das deutsche Paradeboot wird dort auch auf den alten Rivalen Großbritan­nien treffen. Der Olympiasie­ger löste am Freitag ebenso wie der EM-Dritte Rumänien im Hoffnungsl­auf das Finalticke­t.

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Foto: imago/Aleksandar Djorovic Aus dem Wasser auf das Wasser: Der ehemalige Schwimmer Oliver Zeidler hat sich in nur zwei Jahren in die Weltspitze gerudert.

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