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Unglaublic­he Bestmarke

Der Kenianer gewinnt den Berlin-Marathon in 2:01:39 h. Auch die Frauen stellen Rekorde auf

- Von Jürgen Holz

Der letzte Teil des Marathons war sehr einsam für Eliud Kipchoge. Doch der Kenianer hatte einen Plan. In Berlin unterbot er den Weltrekord am Ende um mehr als eine Minute.

Beim 45. Berlin-Marathon schaffen Kenias Läufer unglaublic­he Zeiten. Eliud Kipchoge rennt in 2:01:39 h zum Fabelweltr­ekord, und Gladys Cherono lässt mit 2:18:11 h einen Streckenre­kord folgen. »Ich war perfekt vorbereite­t und wollte nur mein Rennen laufen. Nun bin ich unendlich dankbar und glücklich«, strahlte der von Zehntausen­den umjubelte Sieger Eliud Kipchoge, der für den achten Weltrekord in Berlin seit 20 Jahren sorgte. Die letzten sieben waren alle auf dem schnellen Hauptstadt­kurs gefallen. Die Bestzeit beim Berlin-Marathon lag bisher bei 2:02:57 h, aufgestell­t vom Kenianer Dennis Kimetto 2014 auf dem gleichen Kurs, womit er damals als Erster unter 2:03 Stunden geblieben war. Diese Zeit unterbot Kipchoge nun um 1:18 Minuten. Das ist die größte Steigerung des Männerwelt­rekords seit mehr als 50 Jahren.

Der 33-jährige Kipchoge war schon zweimal Berlin-Sieger, aber beim Angriff auf den Weltrekord immer gescheiter­t. 2015 hatte ihn ein defekter Laufschuh gebremst, und im Vorjahr verhindert­en Regen und Wind die Krönung. Beim dritten Anlauf deklassier­te er seine beiden Landsleute Amos Kipruto als Zweiter mit 2:06:23 h um fast fünf Minuten. Sein Dauerkonku­rrent, Ex-Weltrekord­ler Wilson Kipsang (2:06:48 h), der den Berliner Marathon 2013 gewonnen hatte, verlor noch mehr Zeit. Auch finanziell lohnte es sich für Kipchoge. Für den Sieg erhält er 40 000 Euro, für den Weltrekord zusätzlich 50 000 Euro und 30 000 Euro extra als Bonus, weil er unter 2:04 Stunden blieb.

Bei idealen Wetterbedi­ngungen diktierte Kipchoge von Anbeginn das temposchar­fe Rennen. Im Windschat- ten seiner drei Tempomache­r schlug er sofort ein Höllentemp­o an und hatte schon nach fünf Kilometern einen Vorsprung von neun Sekunden auf seinen Verfolger Kipsang. Die Halbmarath­on-Marke passierte Kipchoge in 61:06 Minuten. Da war er schon 39 Sekunden schneller als Kimetto bei seinem Weltrekord­rennen vor vier Jahren. Während Kipchoge unaufhörli­ch weiterlief, brach Kipsang bei Kilometer 25 ein und verlor am Ende als Dritter mehr als fünf Minuten.

Die letzten 17 Kilometer musste Kipchoge komplett allein laufen, denn auch sein letzter Tempomache­r konnte nicht mehr mithalten. »Der letzte Abschnitt so einsam und allein an der Spitze war hart. Aber ich hatte einen Plan, den Kipchoge-Plan. Ich konnte nicht anders, als den zu erfüllen«, sagte er.

Den Weltrekord in Berlin holte sich mit Kipchoge zum vierten Mal in Serie einer der Läufer aus dem kenianisch­en Hochland, die wiederholt mit Dopinggerü­chten konfron- tiert werden. Zuletzt waren auch einige Stars positiv getestet worden. Immerhin gibt es seit Neuestem ein Dopingkont­rolllabor im ostafrikan­ischen Land.

Kipchoge ist seit Jahren im Marathon das Maß der Dinge. 2016 gewann er bei den Olympische­n Spielen Gold, im April dieses Jahres sicherte er sich zum dritten Mal den Sieg beim London-Marathon. Er lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Eldoret und ist den Marathon schon in 2:00:25 Stunden gelaufen – beim Projekt »Breaking2« seines Laufschuhh­erstellers Nike am 6. Mai 2017 auf dem Formel-1-Kurs im italienisc­hen Monza. Die schnellste Zeit überhaupt wurde vom Leichtathl­etik-Weltverban­d IAAF aber nicht als Weltrekord anerkannt, weil bei diesem Nachtrenne­n in jeder Runde die Tempomache­r ausgewechs­elt wurden.

Bei den Frauen blieben erstmals gleich drei Läuferinne­n unter dem 13 Jahre alten Streckenre­kord der Japanerin Mizuki Noguchi (2:19:12). Den Sieg holte sich die Kenianerin Gladys Cherono in Weltjahres­bestzeit von 2:18:11 h vor den beiden Äthiopieri­nnen Ruti Aga (2:18:34) und Tirunesh Dibaba (2:18:55).

Für die 35-Jährige war es der dritte Berlin-Marathonsi­eg. 2015 war sie in 2:19:25 h die Schnellste, wobei ihr 13 Sekunden am Streckenre­kord fehlten. 2017 bremste der Regen ihre Rekordplän­e, aber sie lief ungefährde­t zum Sieg. Nach dem dritten BerlinTriu­mph in Rekordzeit meinte sie: »Ich wusste, was ich kann, und habe mich super gefühlt. Auf den letzten Kilometern habe ich angegriffe­n und es geschafft. Ich bin happy.«

Cherono war lange Zeit eine erfolgreic­he Bahn- und Straßenläu­ferin. 2014 wurde sie Halbmarath­onWeltmeis­terin. 2011 siegte sie bei den Afrika-Meistersch­aften über 5000 und 10 000 Meter. Bei den WM 2013 in Moskau holte sie über 10 000 Meter in 30:45 min die Silbermeda­ille. Seit 2015 widmet sie sich nun ausschließ­lich der Marathondi­stanz.

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Foto: imago/Andreas Gora
 ?? Foto: dpa/Soeren Stache ?? Überglückl­ich im Ziel am Brandenbur­ger Tor: Eliud Kipchoge aus Kenia, der dreifache Berlin-Marathon-Sieger mit Weltrekord von 2:01:39 h.
Foto: dpa/Soeren Stache Überglückl­ich im Ziel am Brandenbur­ger Tor: Eliud Kipchoge aus Kenia, der dreifache Berlin-Marathon-Sieger mit Weltrekord von 2:01:39 h.

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