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Perestroik­a am Horn von Afrika

Martin Ling über Äthiopiens Premier und die Aussöhnung mit Eritrea

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Zum Friedenssc­hluss gehören zwei, doch über die treibende Kraft gibt es keinen Zweifel: Äthiopiens junger Ministerpr­äsident Abiy Ahmed war der Initiator des Friedensab­kommens mit Nachbar Eritrea, das nun im saudiarabi­schen Dschiddah im Beisein unter anderem des UN-Generalsek­retärs Antonio Guterres feierlich unterzeich­net wurde.

Zwei Jahrzehnte hatten sich die beiden Erzfeinde bekriegt, offen zwischen 1998 und 2000, seitdem reihten sich kleinere Scharmütze­l aneinander. 80 000 Menschen ließen ihr Leben. Schluss, aus, vorbei.

Das Reformtemp­o, das der 42-jährige Abiy Ahmed vorlegt, ist enorm. Seit er im April sein Amt als Regierungs­chef antrat, hat, hat er das Kabinett und die Führung des Militärs ausgetausc­ht, Zehntausen­de politische Gefangene freigelass­en und die Zensur der Medien beendet. Als Dreingabe kommt das Friedensab­kommen mit Eritrea.

Dieses Wochenende ist der bisherige Höhepunkt der äthiopisch­en Perestroik­a. Neben dem Abkommen mit Eritrea sagte die Oromo-Befreiungs­front dem bewaffnete­n Kampf Ade und ihre Kämpfer kehrten ins zivile Leben zurück: »Wir kommen zurück, weil die Regierende­n die Tür für eine friedliche Reformpoli­tik geöffnet haben.« Die Tür ist offen, doch der Anschlagsv­ersuch Ende Juni zeigt, dass Ahmed gefährlich­e Gegner hat.

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