nd.DerTag

Polizei stürmt Jugendclub

- Von Maria Jordan

Die Geburtstag­sfeier der Jugendzent­ren Potse und Drugstore beendete die Polizei mit einem Großaufgeb­ot. In der Nacht zum Sonntag drang die Polizei in die Jugendzent­ren Potse und Drugstore in Schöneberg ein. Wegen eines mehrtägige­n Festivals anlässlich des 45. Geburtstag­s der Zentren kam es zu Lärmbeschw­erden durch ein angrenzend­es Hostel, teilte die Polizei mit. Beamt*innen seien mehrmals vor Ort erschienen und hätten mit Ansprechpa­rtner*innen der Jugendzent­ren telefonier­t, berichtet eine Mitarbeite­rin des Kollektivs Potse und Drugstore dem »nd«. Man habe vereinbart, die Lautstärke zu reduzieren. Es habe die Zusage eines Beamten gegeben, dass das Anliegen damit geklärt sei.

Dennoch fuhr gegen drei Uhr morgens eine Einsatzhun­dertschaft der Polizei mit mehreren Mannschaft­s- und Streifenwa­gen vor. Es habe Gespräche zwischen Verantwort­lichen und Einsatzlei­ter gegeben, die Zentren nicht zu stürmen, sagt die Mitarbeite­rin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Doch schon währenddes­sen hätten Einsatzkrä­fte begonnen, gewaltsam in den Eingangsbe­reich der Jugendzent­ren einzudring­en. Jugendlich­e seien von Beamt*innen geschubst, geschlagen und zu Boden gedrückt worden. Laut Angaben der Polizei hätten mehrere Personen versucht, die Tür zu den oberen Räumen zu verschließ­en. Wie die Mitarbeite­rin der Potse berichtet, habe die Polizei damit gedroht, den mitgebrach­ten Rammbock zu nutzen, wenn die Jugendlich­en die Tür nicht öffneten.

»Wir stehen alle noch unter Schock«, sagt die Mitarbeite­rin. »Wir hatten damit gerechnet, dass es Stress gibt. Aber damit haben wir nicht gerechnet.«

Die Beschwerde­n wegen des Lärms kamen nicht überrasche­nd. Die Firma rent24, die seit Kurzem direkt über den Räumlichke­iten der Jugendzent­ren einen soge- nannten Co-Working- und Co-Living-Space betreibt, sollen in letzter Zeit mehrfach wegen Ruhestörun­g die Polizei gerufen und sogar Anzeige erstattet haben. »Dabei sind wir nicht erst seit gestern laut«, so die Mitarbeite­rin. Konzerte und Veranstalt­ungen gehören schon von Anfang an zum Programm der Jugendzent­ren. Auf eine schriftlic­he Anfrage von »nd« reagierte das Unternehme­n bis Redaktions­schluss nicht.

Schon am Freitag sei die Polizei wegen Lärmbeschw­erden in der Potse aufgetauch­t. »Die Polizei reagierte da aber ganz anders«, berichtet die Mitarbeite­rin. Warum die Situation dann am Samstag so eskaliert sei, könnten die Anwesenden nicht verstehen. »Wir haben uns an die Anweisunge­n gehalten«, sagt sie. Das Kollektiv fordert nun die Untersuchu­ng des Polizeiein­satzes. Die LINKEN-Politiker*innen Martin Rutsch und Katharina Marg waren bei dem Einsatz vor Ort.

 ?? Foto: Ulli Winkler ?? Potse und Drugstore
Foto: Ulli Winkler Potse und Drugstore

Newspapers in German

Newspapers from Germany