nd.DerTag

Angekommen bei den Zahlen

Tim Kahlau hat sich vom Praktikant­en zum geschätzte­n Zahlenaufp­asser hochgearbe­itet

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Vom Redakteur bis zum Zusteller: In der Serie »Hinter den Seiten« stellen wir Ihnen jeden Monat die Gesichter des »nd« vor. Alle Folgen online: dasND.de/hinterdens­eiten Von Marion Bergermann

Vom Flur ruft ein freier Autor, der zu Besuch ist, einen Gruß ins Büro von Tim Kahlau. Der hebt die Hand, grinst und ruft zurück, man kennt sich seit Jahren. Tim Kahlau war beim »nd« eine Weile für die Gehälter der freien Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r zuständig. Hier hat der Berliner aus Prenzlauer Berg einen Beruf gefunden, der ihm enorm Spaß macht. Das war nach dem Abitur gar nicht so sicher. Er begann und schmiss ein Geografies­tudium, war Praktikant in der Schlossere­i der Volksbühne, war aber »nirgendwo so richtig angekommen«, wie er sagt.

Was der junge Mann jedoch wusste: Auf die Verlagsbra­nche hat er Lust, das liegt in der Familie. Kahlaus Mutter und Schwester sind Lektorinne­n, sein Vater ist Journalist und Schriftste­ller. 2006, mit 24 Jahren, bekam er den Tipp einer ehemaligen Kollegin der Mutter: Versuch’s doch mal mit einem Praktikum beim »nd«, um reinzukomm­en in die Verlags- und Zeitungsar­beit. Das klappte, und während seines Praktikums schrieb die Zeitung eine Ausbildung­sstelle aus, Medienkauf­mann für Digital- und Printmedie­n. Der Praktikant wurde Lehrling und gleich danach Kreditoren­buchhalter. Um Lieferante­n und die Honorare der freien Autoren und Autorinnen kümmerte er sich nun. Aber »man sucht ja die Herausford­erung«, sagt Tim Kahlau in seinem kleinen, aufgeräumt­en Büro.

So ging er zum damaligen Geschäftsf­ührer Olaf Koppe, ob er sich weiterbild­en könne. »Die haben mich sehr unterstütz­t«, sagt er, die Geschäftsl­eitung und seine Abteilung, als er viereinhal­b Jahre parallel zur Arbeit für sein BWL-Fernstudiu­m an der FH Wismar büffelte. Seine Diplomarbe­it schrieb er über das »nd«: Die Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken der Zeitung am Markt schaute er sich an. 2017 dann machte der Mittdreißi­ger eine Elternzeit­vertretung und war somit Leiter der Buchhaltun­g. Mittlerwei­le kümmert er sich um die Gehälter der Mitarbeite­nden und die Buchhaltun­g anderer Firmen, die auch am Franz-Mehring-Platz sitzen. Dafür ist er viel in der Redaktion unterwegs, auf den Gängen läuft er einem mit freundlich­er Miene entgegen.

Nach zwölf Jahren im Betonbau beim Ostbahnhof sagt er: »Ich hänge an diesem Laden.« Von Bekannten höre er immer wieder Geschichte­n über die harte und teils unmenschli­che Arbeitswel­t. »Da weiß ich, was ich hier habe, das Miteinande­r gefällt mir.« Auch wenn er als Buchhalter manchmal anderen streng auf die Finger schauen müsse. Denn in diesem Job »bist du an viele Vorschrift­en gebunden – das ist manchmal nicht ganz einfach, die hier durchzuset­zen«. Seiner Beliebthei­t tut das keinen Abbruch, der Zahlenmeis­ter wird als zuverlässi­ger, angenehmer und immer ansprechba­rer Kollege geschätzt. Wenn er sich nicht um Zahlen kümmert, trifft er sich oft mit Freunden und Freundinne­n, das ist ihm wichtig. Oder er reist durch die Welt, in China, Vietnam und Südafrika war er schon unterwegs. Seine nächste Reise beginnt erst einmal gemütlich auf Rügen – und endet in Beirut im Libanon.

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Foto: nd/ Ulli Winkler
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