nd.DerTag

Tickende Gefahr

Schwammige Schlagwort­e und unverrückb­are Halbwertze­it

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Der Begriff Energiewen­de, der seit Jahren durchs Land geistert, weist alle Eigenschaf­ten eines ordinären Schlagwort­es auf: diffus und aktionisti­sch.

Die Erfinder solcher Schlagwort­e vermögen den Schleier, der die Sache umoder verhüllt, nicht auf Dauer dichtzuhal­ten. Oft ist es schlichte Realität, die ihn zerreißt. Siehe die Proteste im Hambacher Forst. Für Konzerne wie RWE gibt es also keine Wende, denn die sind mit ihren Lobbyisten in der Politik selbst wendig genug.

Von Energiewen­de ließe sich im Wortsinn erst sprechen, wenn im Land weniger Energie produziert und verbraucht würde: also mehr Effektivit­ät insgesamt statt immer mehr Kapazität aus sogenannte­n alternativ­en Quellen.

Auch die sieben noch laufenden Kernkraftw­erke in Deutschlan­d konterkari­eren das Schlagwort Energiewen­de. Kann doch deren gesetzlich­es Laufzeiten­de u. a. durch die Übertragun­g von (Rest-) Elektrizit­ätsmengen älterer auf neuere Kraftwerke noch viele Jahre gestreckt werden. Und was so weitertick­t, ist gefährlich­er als mal eine unkomforta­ble Spannungss­chwankung im Netz.

Bei dem Kernreakto­runglück von Fukushima 2011 war eine große Menge radioaktiv­en Materials freigesetz­t worden, darunter auch vom radioaktiv­en CäsiumIsot­op 137. Experten sagen inzwischen, so viel wie 1986 in Tschernoby­l. Cs 137 besitzt eine Halbwertze­it von 30,2 Jahren. – Wann ist die Radioaktiv­ität auf 10 Prozent des ursprüngli­chen Wertes gesunken? Anmerkung: Radioaktiv­ität ist zur Anzahl der noch nicht zerfallene­n Cs137-Kerne proportion­al. Mike Mlynar

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Foto: Ingo Wegner/dpa

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