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Auch 2019 ist die Staatskanz­lei das Ziel

Thüringens LINKE will bei den Landtagswa­hlen vor allem ein Bündnis von CDU und AfD verhindern

- Von Sebastian Haak

Auf ihrem Parteitag in Weimar unterstric­hen die Thüringen LINKEN, dass sie mit Bodo Ramelow an der Spitze in den Landtagswa­hlkampf 2019 gehen. Außerdem wollen sie auf große Themen setzen. Es gehört inzwischen einfach dazu, wenn Politiker modern, ja geradezu jung wirken möchten: Grundsatzr­eden werden nicht mehr von einem Pult aus gehalten. Sondern frei auf der Bühne stehend. Mikrofon in der Hand oder – wenn der oder die Betreffend­e übertriebe­n hipp rüberkomme­n möchte – Mikrofon am Revers oder direkt am Kopf. So sehr hat sich dieser Trend inzwischen durchgeset­zt, dass auch LINKEN-Landesvors­itzende Susanne Hennig-Wellsow und Bodo Ramelow ihm folgen. Schon deshalb, weil auch Mike Mohring vor Kurzem auf einem CDU-Parteitag stehend vor dem Pult skizziert hatte, wie er sich die Zukunft des Freistaats vorstellt, wenn er – der heutige CDU-Partei- und Fraktionsv­orsitzende in Thüringen – tatsächlic­h der nächste Ministerpr­äsident des Landes werden sollte. Und vor allem Hennig-Wellsow hatte vor diesem Parteitag der Thüringer LINKEN am Samstag in Weimar bereits sehr deut- lich gemacht, dass aus ihrer Sicht die Landtagswa­hl 2019 eine personalis­ierte politische Auseinande­rsetzung zwischen Mohring und Ramelow, dem ersten LINKEN-Ministerpr­äsidenten Deutschlan­ds sein werde.

Was die Partei- und Fraktionsv­orsitzende der LINKEN im Land dann auf dem Parteitag noch weiter zuspitzt: Weil es darum gehe, nach der Wahl ein Bündnis zwischen CDU und AfD zu verhindern, sei die Zielstellu­ng ihrer Partei für die Landtagswa­hl ganz klar: »28 Prozent plus X« lautet das Ziel der LINKEN für die Thüringer Landtagswa­hl 2019. Nur dann könnte die Staatskanz­lei in Erfurt verteidigt werden, so Parteichef­in Hennig-Wellsow. »Da geht es nicht um ein Farbenspie­l, da geht es um Gesellscha­ftsentwürf­e«, sagt die Politikeri­n. »Die Losung ist: Ramelow oder Barbarei!«

Dass Mohring für die CDU ein Bündnis mit der AfD nach der Landtagswa­hl ausschließ­t, glauben ihm viele Linke nicht, nicht nur an der Parteispit­ze. Und so mag zwar Thüringens CDU-Generalsek­retär Raymond Walk den Barbarei-Ausspruch deutlich kritisiere­n, als der Parteitag noch läuft. Doch bringt dieser Satz von Hennig-Wellsow trotzdem auf den Punkt, wie die Linken sich auf diesem Treffen für die Landtagswa­hl 2019 aufstellen, besonders auch inhaltlich.

Tatsächlic­h sprechen sowohl sie als auch Ramelow über das, was das rotrot-grüne Bündnis in Thüringen inzwischen alles umgesetzt hat: etwa das beitragsfr­eie Kita-Jahr, die Neueinstel­lung hunderter Lehrer oder das Wahlrecht für 16- und 17-Jährige bei Kommunalwa­hlen. Und freilich beschreibt Hennig-Wellsow auch, was ihre Partei den Wählern konkret anbietet, um die Menschen davon zu überzeugen, den Linken im nächsten Jahr ihre Stimme zu geben: mindestens ein weiteres beitragsfr­eies KitaJahr. Oder die Umsetzung eines Modellproj­ekts zum bedingungs­losen Grundeinko­mmen. Doch für all diese Verweise auf die Welt der Landespoli­tik bekommen beide bestenfall­s höflichen Applaus von den Delegierte­n.

Deutlich stärker dagegen fällt der Beifall aus, wenn Hennig-Wellsow und Ramelow die ganz großen Themen skizzieren; ungeachtet der Tatsache, dass ein Bundesland auf diese politische Ebene kaum Einfluss hat. Hennig-Wellsow etwa spricht zuerst über US-Präsident Donald Trump und die Rechtspopu­listen in Italien. Dann über einen »neuen Gesellscha­ftsvertrag«, den sie den Menschen in Thüringen anbieten wolle. Dann sagt sie: »Es geht um Solidaritä­t und Hoffnung.« Eine ältere Dame raunt da ihrer Sitznachba­rin zu: »Die hat sich gut entwickelt.« Den landespoli­tischen Abriss verfolgen die beiden Frauen dagegen ziemlich ungerührt.

Ramelow macht einen ähnlich bundes- und globalpoli­tischen Ausflug. Dann sagt er zwischendr­in: Es gehe bei der nächsten Landtagswa­hl darum zu zeigen, dass es Sinn mache, einen linken Ministerpr­äsidenten in Thüringen zu haben, weil am rechten Rand der Gesellscha­ft inzwischen die Systemfrag­e gestellt werde. Was weniger aggressiv klingt als »Ramelow oder Barbarei«, aber das Gleiche meint.

Die Landtagswa­hl 2019 stilisiere­n also sowohl die LINKE als auch die CDU zu einer Abstimmung, von der ein großes bisschen das Wohl und Wehe dieser Welt abhängt.

Dass Mohring für die CDU ein Bündnis mit der AfD nach der Landtagswa­hl ausschließ­t, glauben ihm viele Linke nicht.

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