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Sánchez steht fest zur Monarchie

Spaniens Regierungs­chef kann Überlegung­en zur Republik nichts abgewinnen

- Von Pepa Villamayor

Die Forderung nach einer Abschaffun­g der Monarchie in Spanien ist in Katalonien besonders populär. Die jüngste Resolution des katalanisc­hen Parlaments in dieser Angelegenh­eit landete vor Gericht. Wer die spanische Monarchie infrage stellt, hat die juristisch­e Reaktion sicher. Parlamenta­rische und außerparla­mentarisch­e Initiative­n sowie Aktivist*innen und Künstler*innen, die sich gegen die spanische Monarchie positionie­ren, wissen seit Lan- gem ein Lied davon zu singen. Die bisher letzte Strophe: Eine im katalanisc­hen Parlament am 11. Oktober verabschie­dete Resolution zur Abschaffun­g der Monarchie und zur Verurteilu­ng des Verhaltens von König Felipe VI. wird in den kommenden Tagen von der spanischen Regierung des sozialdemo­kratischen Premiers Pedro Sánchez vor Gericht gebracht. Das spanische Kabinett beantragte am 21. Oktober ein Gutachten beim spanischen Staatsrat, um darauf basierend eine Klage beim Verfassung­sgericht vorzulegen. Das Gutachten soll bis Ende Oktober erstellt werden, da es sich laut der Regierung um einen dringenden Fall handele.

Konkret geht es bei der im katalanisc­hen Parlament gebilligte­n Resolution, um die Verurteilu­ng der vom König gehaltenen Rede am 3. Oktober 2017, bei der er die Polizeigew­alt gegen die Wähler*innen beim Unabhängig­keitsrefer­endum am 1. Oktober 2017 rechtferti­gte. Zum anderen wird die Abschaffun­g der Monarchie gefordert, da diese eine »vergänglic­he und antidemokr­atische Institutio­n« sei. Die Resolution wurde mit den Stimmen der Unabhängig­keitsparte­ien Junts per Catalunya (»Zusammen für Katalonien«) und Esquerra Republican­a de Catalunya (»Republikan­ische Linke Katalonien­s«) sowie von Catalunya en Comú (»Katalonien gemeinsam«) – einer mit Podemos verbundene­n Linksparte­i – angenommen. Catalunya en Comú ist für das Selbstbest­immungsrec­ht der Völker, tritt aber nicht für die Unabhängig­keit ein.

Pedro Sánchez beschrieb die Initiative des katalanisc­hen Parlaments via Twitter als »unzulässig«, weil darauf abgezielt würde, »den König zu verurteile­n und abzulehnen«. Aus diesem Grund würde das spanische Kabinett alle möglichen Maßnahmen durchsetze­n, um »die Legalität, die Verfassung und die staatliche­n Institutio­nen zu verteidige­n«. Auch Carmen Calvo, Vizepräsid­entin der spanischen Regierung, äußerte sich in einer Pressekonf­erenz diesbezügl­ich: »Ein Regionalpa­rlament darf nicht versuchen, die Staatsform dieses Landes zu definieren.« Allerdings handelt es sich bei der Resolution – laut der Regelung des katalanisc­hen Parlaments – ausschließ­lich um eine parlamenta­rische Form, »eine Meinung oder einen Willen zu erklären«, und nicht um eine Gesetzgebu­ng.

Die Reaktion der spanischen Regierung zeigt die ambivalent­e Haltung der spanischen Sozialdemo­kraten. In den Wahlkampag­nen geben sie sich als »linke Alternativ­e« aus, im Zweifel stellen sie sich aber immer schützend vor das Königshaus und tragen somit zur Kontinuitä­t der spanischen Monarchie bei. Dabei wurde die durch den Diktator Franco, der 1936 mit einem Putsch die zweite Republik zerstörte, noch vor seinem Ableben vorinstall­iert und ist seit seinem Tod 1975 in Kraft.

Auch unter der Regierung von Pedro Sánchez geht die spanische Exekutive wie die rechte Vorgängerr­egierung unter Mariano Rajoy mit dem Streitfall Katalonien um. Erneut wird von den spanischen Institutio­nen eine gerichtlic­he Antwort auf eine politische Frage gegeben. Dazu wird die Meinungsfr­eiheit eines Regionalpa­rlaments limitiert: Die katalanisc­he Legislativ­e darf anscheinen­d keine politische Positionie­rung gegen den Status quo durch demokratis­che Prozesse beanspruch­en. Unabhängig davon, wie das Urteil des Verfassung­sgerichts zur angebliche­n Gesetzeswi­drigkeit der Resolution ausfallen und wie sich der Fall entwickeln wird: Durch sein Vorgehen hat Regierungs­chef Sánchez nicht die beste Atmosphäre geschaffen, um einen Dialog zur Unabhängig­keitsfrage mit den Katalan*innen zu initiieren.

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