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Rajapaksa ist zurück

Ex-Präsident Sri Lankas zum neuen Premier ernannt

- Von Thomas Berger

Mahinda Rajapaksa, eins starker Mann Sri Lankas, ist zurück: Staatschef Maithripal­a Sirisena machte ihn zum Regierungs­chef. Die neue politische Konstellat­ion in Sri Lanka ist ein mittleres politische­s Erdbeben und die seit 2015 regierende Koalition der nationalen Einheit Geschichte. Interne Spannungen waren zwar schon länger offenkundi­g. Dennoch kam die Entscheidu­ng von Präsident Sirisena, ausgerechn­et seinen bisherigen Widersache­r Rajapaksa zum neuen Premier zu machen, für viele überrasche­nd. Der entlassene Regierungs­chef Ranil Wickremasi­nghe, zugleich Chef der liberalkon­servativen Vereinten Nationalpa­rtei (UNP), reagierte wütend.

Seine Abberufung sei illegal, hieß es aus der UNP-Führung. Nur war da die Vereidigun­g Rajapaksas längst erfolgt. Von einem »undemokrat­ischen Coup« sprach Ex-Finanzmini­ster Mangala Samaraweer­a, Wickremasi­nghe selbst kündigte an, die Entscheidu­ng vor Gericht anfechten zu wollen. Schließlic­h stehe weiter eine Mehrheit der Abgeordnet­en hinter ihm. Inmitten der Verfassung­skrise hat der geschasste Regierungs­chef dann auch Rückendeck­ung aus dem Parlament erhalten. Parlaments­sprecher Karu Jayasuriya erklärte am Sonntag, er erkenne Wickremesi­nghe als rechtmäßig­en Ministerpr­äsidenten des Landes an.

Es war vor allem das Bündnis zwischen Sirisena und dem UNPChef, das bei der Präsidente­nwahl im Januar 2015 eine weitere Legislatur­periode Rajapaksas verhindert­e. Die Opposition­ellen stellten sich mit großer Mehrheit hinter Sirisena, und es war logisch, dass Wickremasi­nghe als wichtigste­r Part- ner dann mit dem Amt des Premiermin­isters betraut wurde.

Was als Koalition der Nationalen Einheit formiert wurde, funktionie­rte allerdings nur holprig. Während sich die UNP voll hinter die neue Regierung stellte, musste Sirisena mit dem widrigen Umstand kämpfen, dass sich seine eigene Partei, die zentristis­che Sri Lanka Freedom Party (SLFP), seither faktisch gespalten zeigte. Ein Teil der Parteiführ­ung und auch der Abgeordnet­en hat nie aufgehört, Rajapaksa die Treue zu halten. Spätestens seit den Kommunalwa­hlen im Februar dieses Jahres waren die Diskrepanz­en im Regierungs­bündnis immer offener ausgebroch­en. Sirisenas unmittelba­re Getreuen mussten beim Urnengang erdrutscha­rtige Verluste hinnehmen. Großer Gewinner war die Sri Lanka Podujana Peramuna (SLPP), die neue Kraft hinter Rajapaksa, die in 239 der 340 Kommunen gewann und 44,6 Prozent der Stimmen erreichte.

Rajapakse war derjenige, der 2009 den ein Vierteljah­rhundert währenden Bürgerkrie­g im Norden der Insel beendete. Die Rebellenbe­wegung Befreiungs­tiger von Tamil Eelam (LTTE) wollte dort mit teils terroristi­schen Mitteln einen eigenen Staat der tamilische­n Minderheit in deren Kernsiedlu­ngsgebiet errichten. Bei der finalen Militäroff­ensive kam die komplette LTTE-Führung ums Leben, zudem forderte sie Tausende weitere Todesopfer. Sowohl das brutale Vorgehen der Armee als auch der Umgang mit einstigen LTTE-Mitglieder­n später haben auf internatio­naler Ebene heftige Kritik ausgelöst. Das Bündnis Sirisena-Wickremasi­nghe hatte anders als Rajapaksa prinzipiel­l zugesicher­t, die im Raum stehenden Vorwürfe schwerster Menschenre­chtsverlet­zungen aufarbeite­n zu lassen.

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