nd.DerTag

Vermeintli­ch hehre Anliegen

Nelli Tügel über Peter Altmaiers Arbeitsbes­uch in der Türkei

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Es läuft gut bei den deutsch-türkischen Wirtschaft­sbeziehung­en – und das ist verstörend. Denn obgleich alle von »Normalisie­rung« schwafeln, kann davon für viele Menschen in der Türkei keine Rede sein. Zwar behauptete Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier am Freitag zum Ende seiner Türkei-Visite, bei der ihn 40 deutsche Firmenchef­s begleitete­n, dies alles sei im »Interesse unserer Bürger«. Zutreffend aber ist: Die Mär von der Normalisie­rung und einem Wandel durch Handel dient allein dazu, Profitinte­ressen deutscher und türkischer Wirtschaft­sbosse mit vermeintli­ch hehren Anliegen zu veredeln.

Für die deutsche Wirtschaft war das Wüten der AKP-Regierung erst ein Problem, als 2017 Firmen wie Daimler und BASF auf Terrorlist­en landeten. Aus diesem Grund verkündete der damalige Außenminis­ter Sigmar Gabriel wortreich eine Änderung der deutschen Türkeipoli­tik. Schaut man sich die damals vorgebrach­ten Argumente an, wird klar: Die Normalisie­rungserzäh­lung ist eine Lüge – oder aber, das Fordern von Menschenre­chten und Demokratie war es. Denn was dies betrifft, hat sich in der seither vergangene­n Zeit nichts zum Guten gewendet. Das zeigt auch die brutale Missachtun­g von Arbeiterre­chten auf der Baustelle des Istanbuler Flughafens, der am Montag eröffnet wird. Und an dem deutsche Firmen mitverdien­en.

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