Für Chancengleichheit und Integration
Senat will faire Ausbildungsmöglichkeiten für Migranten
Die Berliner Wasserbetriebe engagieren sich schon länger für auszubildende mit Migrationshintergrund. Das sollen sich andere Betriebe zum Vorbild nehmen.
»Ein Berliner und ein Neuberliner – so haben wir immer zusammengearbeitet«, erklärt Waleed Asif noch etwas schüchtern vor seiner Chefin, hochrangigen Vertreterinnen der Senatsverwaltung und versammelten Journalisten. Der 22-Jährige steht an diesem Freitag in der Ausbildungswerkstatt der Berliner Wasserbetriebe (BWB) und spricht über sein Praktikum zur Einstiegsqualifizierung, das ihn hierher geführt hat. Die mit weißen Decken versehenen Stehtische um ihn herum und die am Rande drapierten Südfrüchte sind ein starker Kontrast zu der Halle voller Werkbänke und Schraubstöcke, in der der junge Mann spricht: dem Ort, an dem er und rund 40 weitere Auszubildende tagtäglich geschult werden.
Doch bereits dieser Ort macht deutlich, dass die Senatsverwaltung bei ihrer Kampagne »Ausbildung – eine Frage der Einstellung«, deren Auftakt sie an diesem Tag einläutet, eng mit den öffentlichen Betrieben der Hauptstadt zusammenarbeitet. Und dass es ihr um konkrete Veränderungen in der Arbeitswelt geht, in der noch immer keine Chancengleichheit für junge Menschen mit Migrationshintergrund gegeben ist. Gerade die Wasserbetriebe sind in Sachen Integration jedoch bereits jetzt ein »Unternehmen mit Vorbildfunktion«, wie Sabine Smentek (SPD), Staatssekretärin in der Senatsverwaltung für Inneres und Sport, lobend hervorhebt. Bereits seit Beginn der Senatsinitiative »Berlin braucht dich!« vor wenigen Jahren bemüht sich der landeseigene Betrieb um die Einstellung Geflüchteter und junger Migranten in einem Maß, das der Vielfalt der Hauptstadt gerecht werden soll.
»Berlin ist multikulti, das ist schon besonders«, sagt Waleed Asif und zeigt sich glücklich darüber, bei den BWB bereits das dritte Lehrjahr erreicht zu haben, nachdem er im Anschluss an sein achtmonatiges Praktikum direkt übernommen wurde. Erst vor vier Jahren kam der junge Mann alleine aus Pakistan nach Deutschland. »Am Anfang, muss ich sagen, hatte ich wirklich noch Probleme. Gerade mit der Sprache.« Doch die große Unterstützung im Betrieb habe ihm über diese Anfangsschwierigkeiten hinweg geholfen. »Kürzlich habe ich auch meine Zwischenprüfung bestanden«, sagt der angehende Anlagenmechaniker in Bereich Rohrsystemtechnik mit großem Stolz. »Auch das zeigt, dass es hier läuft«, meint er. In seinem Arbeitsleben klettert Asif in Schächte, wechselt Schieber und wartet Ventile, erklärt er dem »nd« – und trägt somit zur zuverlässigen Versorgung der Berlinerinnen und Berliner mit frischen Wasser bei. »Dem wichtigsten Gut«, wie BWB-Vorständin Kerstin Oster unterstreicht.
»Das Element Wasser verbindet uns ja«, sagt Karsten Homrighausen, der neue Chef der Feuerwehr, lachend. Auch seine Institution beteiligt sich an der Kampagne. Sie beinhaltet ein Modellprojekt, das Hürden für die Einstellung von Menschen mit Migrationserfahrung abbauen soll. Dazu zählen nach Auffassung der Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, Elke Breitenbach (LINKE), auch etablierte kurzfristige Einstel-
»Ich bin durch meine Lehrerin zu der Ausbildung hier gekommen. Sie hat mir damals wirklich sehr geholfen.« Moussa El-Ahmad, Azubi bei den Berliner Wasserbetrieben
lungsfahren. Bewerber würden dort oft nur auf einen kurzen Tageseindruck reduziert, und frisch Zugewanderte könnten entsprechend durch Nervosität benachteiligt sein. »Und überhaupt muss man dazu erst mal eingeladen werden. Da sind Jugendliche mit Einwanderungsgeschichte – oder selbst Berlinerinnen und Berliner, die auch nur einen nicht typisch deutschen Namen haben – klar benachteiligt«, sagt die Senatorin. Selbst bei gleicher Qualifikation, wie viele Studien belegten. Deshalb kooperieren nun zahlreiche Schulen und zehn Kampagnenbetriebe, die Jugendlichen zwischen der 7. und 10. Klasse abgestufte Praktika anbieten.
Auch Moussa El-Ahmad, ein 17Jähriger Berliner Azubi, fand über die Schule zu den BWB: »Ich bin durch meine Lehrerin zu der Ausbildung hier gekommen. Sie hat mir damals wirklich sehr geholfen«, sagt er in der Halle, während seine Kollegen im Hintergrund arbeiten – und hofft, dass derartige Chancen in Zukunft vielen weiteren zuteil werden.